Uni Erlangen erhält ein Islam-Zentrum

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird die Einrichtung eines Zentrums für Islamische Studien an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) finanziell unterstützen. Das gab Bundesbildungsministerin Annette Schavan bekannt. Die Förderzusage erfolgte auf der Basis des Votums eines hochrangig besetzten Gutachterausschusses. Der Bund will für die nächsten fünf Jahre mit bis zu vier Millionen Euro an der…

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird die Einrichtung eines Zentrums für Islamische Studien an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) finanziell unterstützen. Das gab Bundesbildungsministerin Annette Schavan bekannt.


Die Förderzusage erfolgte auf der Basis des Votums eines hochrangig besetzten Gutachterausschusses. Der Bund will für die nächsten fünf Jahre mit bis zu vier Millionen Euro an der FAU Professuren, Mitarbeiterstellen und Nachwuchsgruppen finanzieren. Auf Landesebene manifestierte sich die Förderung des Islam-Zentrums durch das Bayerische Staatsministerium bereits in der Zuweisung einer Professur im Oktober 2010.

Die Bundesbildungsministerin unterstrich in ihrer Begründung für den Standort Erlangen-Nürnberg die Bedeutung der Islamischen Studien für die rund 700.000 muslimischen Schülerinnen und Schüler in Deutschland: „Am Interdisziplinären Zentrum für islamische Religionslehre an der Friedrich-Alexander-Universität werden seit 2003 Religionslehrer ausgebildet. Das bietet beste Voraussetzungen für die Etablierung Islamischer Studien, die unseren Prinzipien von Wissenschaftlichkeit entsprechen. Das kann und wird den Diskurs auch mit den christlichen Theologien befördern.“

Der Präsident der FAU, Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, zeigte sich erfreut, dass mit der Zusage der Finanzierung seitens des Bundes der Einrichtung eines Islam-Zentrums an der FAU nichts mehr im Wege steht: „Unsere Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Unser Förderantrag erfuhr im Oktober 2010 eine positive Würdigung, daraufhin haben wir unser Konzept überarbeitet und damit nun in der zweiten Förderrunde Erfolg bewiesen.“ Grüske dankte für die breite Unterstützung aus der Politik, die die FAU unter anderem vom Bundesministerium des Inneren, vom Bayerischen Wissenschaftsministerium und vom Bayerischen Innenministerium sowie den Bürgermeistern und Stadträten der Städte Erlangen und Nürnberg erfuhr.

Auch die Vizepräsidentin der FAU, Prof. Johanna Haberer, zeigte sich höchst zufrieden: „Wir haben bewiesen, unsere eigenen sowie die Ziele des bayerischen Staatsministeriums mit denen des Bundesforschungsministeriums in Einklang bringen zu können. Erlangen-Nürnberg ist ein idealer Standort für ein Islam-Zentrum, da wir bundesweit die längste Erfahrung in diesem Wissenschaftsbereich vorzuweisen haben.“

Im Laufe dieses Jahres werden vier Lehrstühle am Zentrum für Islamische Studien eingerichtet – Islamische Methodenlehre, Islamischen Normenlehre, Islamische Ideengeschichte, Islamische Religionspädagogik. Vier Nachwuchsgruppen für Doktoranden sollen unter Leitung von Postdoktoranden eingerichtet werden, um auf eine Universitätslaufbahn im Feld Islamische Studien vorzubereiten und Spitzenforschung an diesem Zentrum zu ermöglichen. Ein Graduiertenkolleg für Islamische Theologie unter Beteiligung der FAU wurde von der Stiftung Mercator bereits bewilligt und nimmt im Herbst seine Arbeit auf.

Die Studiengänge stützen sich auf die fachliche Ausrichtung der einzurichtenden Professuren. „Zur Gewinnung des wissenschaftlichen Nachwuchses werden Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten. Ein berufsbegleitender Fortbildungsmaster soll außerdem entwickelt werden“, erläutert die Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Haberer. Das Islam-Zentrum wird begleitet von einem hochrangig besetzten Beraterkreis, dem regionale, nationale und internationale muslimische Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft angehören werden.

Neben Islamwissenschaft und Arabistik/Semitistik verfügt die FAU insbesondere in der Theologie sowie auch in Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Kulturgeographie, Geschichtswissenschaft sowie Erziehungswissenschaften über einschlägige Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Ihre Fachvertreter kooperieren bereits im Zentralinstitut Anthropologie der Religion(en) (ZAR), im Interdisziplinären Zentrum für islamische Religionslehre (IZIR) und im Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE).

Das neu gegründete Zentralinstitut Anthropologie der Religion(en) (ZAR), das sich religionsvergleichend mit Menschenbildern befasst, vereint bekenntnisorientierte und nicht-bekenntnisorientierte religionsbezogene Fächer, die Anthropologie und Religion interdisziplinär verknüpfen. Am ZAR wirken mehr als 20 Lehrstuhlinhaber bzw. Professoren aus vier Fakultäten – Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Medizinische, Naturwissenschaftliche sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät.

Im Rahmen der Arbeit des 2002 gegründeten Interdisziplinären Zentrums für islamische Religionslehre (IZIR) begann die FAU als erste Universität Deutschlands im Jahr 2003 mit der Ausbildung von Lehrkräften für den „Schulversuch Islamunterricht“. Dieses als „Erlanger Modell“ bezeichnete Projekt stellt ein Vorläufermodell für einen künftigen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht nach Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes dar. Der Schulversuch ist inzwischen unter der Bezeichnung „Islamischer Unterricht“ auf rund 250 Standorte in Bayern ausgeweitet worden.

Das an der FAU entwickelte Schulbuch für den Islamischen Religionsunterricht „Saphir“ wurde mit dem European Schoolbook Award 2009 ausgezeichnet.

Europaweit einzigartig ist das Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE), das 2008 gegründet wurde. Es befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für muslimisches Leben in Europa sowie mit der Entwicklung einer muslimischen Identität. Das EZIRE bietet erprobte Module für staatsbürgerliche, soziale und gesellschaftliche Fortbildungsveranstaltungen u. a. für Imame an.

Quelle: Uni Erlangen

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