Interreligiöses Lernen: NRW führt 2012 islamischen Religionsunterricht ein.

Als erstes Bundesland führt Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht ein. Der Düsseldorfer Landtag beschloss am Mittwoch die schrittweise Etablierung des bekenntnisorientierten Unterrichts als ordentliches Lehrfach ab dem Schuljahr 2012/2013 Der Religionsunterricht für die über 320 000 Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens in Nordrhein-Westfalen konnte als ordentliches Lehrfach bisher nicht allgemein eingeführt werden, da der Islam sich noch nicht in…

Als erstes Bundesland führt Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht ein. Der Düsseldorfer Landtag beschloss am Mittwoch die schrittweise Etablierung des bekenntnisorientierten Unterrichts als ordentliches Lehrfach ab dem Schuljahr 2012/2013

Der Religionsunterricht für die über 320 000 Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens in Nordrhein-Westfalen konnte als ordentliches Lehrfach bisher nicht allgemein eingeführt werden, da der Islam sich noch nicht in der erforderlichen Weise organisieren konnte und auch keine Autorität hat, die die für die Erteilung des Religionsunterrichts notwendigen inhaltlichen Grundsätze zu formulieren.

Um unabhängig von der Entwicklung der islamischen Organisationen zu Religionsgemeinschaften die Grundlagen für einen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache, unter deutscher Schulaufsicht und mit in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften schaffen zu können, wird als Übergangslösung eine gesetzliche Ermächtigungsnorm geschaffen, die es dem Ministerium für Schule und Weiterbildung erlaubt, einen solchen Unterricht allgemein einzuführen, ohne dass sämtliche im Grundgesetz und in der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen geregelten Voraussetzungen erfüllt sind.

Den 320.000 muslimischen Schülern im bevölkerungsreichsten Bundesland werde signalisiert, dass sie “in jeder Beziehung gleichberechtigt, anerkannt und willkommen” seien, sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Verabschiedet wurde das Gesetz mit den Stimmen der Regierungsparteien SPD und Grüne sowie der CDU. Die FDP enthielt sich wegen verfassungsrechtlicher Bedenken, die Linkspartei stimmte dagegen.

Das Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach soll zum 1. August 2012 in Kraft treten und ist hier auf den Internetseiten des Landtags NRW nachzulesen.

 

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
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6 Kommentare

  1. Ich finde diese Einführung unmöglich und letztlich gesetzeswidrig! Hier wird mit zweierlei Mass gemessen. Welchen Islam-Unterricht wird es denn geben? Alevitisch, sunnitisch, schiitisch oder oder oder oder alle zusammen?
    Besonders fragwürdig finde ich die Begründung mit der Integration: man stelle sich mal vor, evangelischer oder katholischer Religionsunterricht würde mit so einem Argument kommen …

  2. Ich frage mich, warum ein solches Foto zu diesem Artikel gesetzt wird. Tragen alle muslimischen Mädchen und Frauen Kopftuch? Welches “Bild” soll hier transportiert werden? Ein wenig mehr Sorgfalt wäre gut.

    • Es tragen weder alle muslimischen Mädchen Kopftuch noch sind alle Mädchen mit Kopftuch Muslimas. Was transportiert denn ein Bild von lachenden Mädchen mit Kopftuch? Und wie würden Sie sich die Illustration dieses Blogartikels wünschen?

  3. Die Einführung des islamischen RU in NRW ist aus meiner Sicht sehr begrüßenswert. Interessant und wichtig – gerade für das Portal von rpi-virtuell (!) – ist auch das Wahrnehmen von kritischen Aspekten bei einer solchen wichtigen Veränderung im Bereich des Religionsunterrichts an Schulen. So hat bspw. die muslimische Theologin/ Religionspädagogin Lamya Kaddor mehrfach darauf hingewiesen, dass liberale muslimische Verbände und Positionen nicht deutlich genug eingebunden sind. Darüberhinaus vertritt Frau Kaddor eine Position, die das Kopftuch ablehnt. Das von Ihnen gewählte Bild vermittelt nur wieder das Bild des Islam, der das Kopftuch verlangt (fraglich allerdings, ob dies schon für Kinder – siehe Foto – zutrifft). Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte und transportiert eine Botschaft unabhängig vom Text: Welchen muslimischen RU erhoffen wir als Kirche uns als Dialogpartner in der Schule? Das Mindeste wäre also ein Bild von mehreren Kindern – mit und ohne Kopftuch. Alternativ: Cover von Religionsbüchern für den musl. RU (lesenswert für ev. und kath. Religionslehrer!) oder ein Foto von der Unterzeichnung des Vertrages (Bildungsportal NRW).

    • Vielen Dank für diesen informativen Kommentar! rpi-virtuell lebt von solch einer Beteiligung und dem fachlichen Austausch.
      Der Hinweis auf Lamya Kaddor klingt sehr spannend. Vielleicht haben sie ja Interesse einmal ihre Wahrnehmung der unterschiedlichen Aspekte in diesem Zusammenhang in einem Blogartikel auf unserer Startseite darzustellen?
      Das Bild habe ich auf ihre Anregung hin nun verändert. Es zeigt eine Kalligraphie zum Glaubensbekenntnis, wie sie auch im Religionsbuch für den islamischen RU (Saphir) abgebildet ist. Gerne hätte ich ihre Vorschläge aufgenommen, es handelt sich jedoch bei beiden Bildern um urheberrechtlich geschütztes Bildmaterial (Cover, Vertragsunterzeichnung).

  4. Ich persönlich widerspreche Rainer L. als in NRW lebende Theologin sehr, denn hier wird ein Islam-Bild von außen auf NRW projeziert und übersehen, dass in NRW ganz eigene Bildungssphären eine Rolle spielen und Islamischer Religionsunterricht schon in einer einzigen Großstadt auf miteinander erheblich konkurrierende Glaubensgemeinschaften stößt.

    Hier in NRW würde es von SPD, GRÜNEN und LINKE ein solches Engagement für den Ev. oder Kath. Religionsunterricht geben!!!

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