Schulseelsorge: Damit die Trauer nicht sprachlos macht – Trostkoffer für die Schule

Der Tod eines Schülers ist die Nachricht, vor der sich Lehrer am meisten fürchten. “Die Schulen und Lehrer sind auf einen solchen Trauerfall überhaupt nicht vorbereitet”, sagt der evangelische Schulpastor Armin Seiferth aus Achim bei Bremen.“Die Trauer macht sprach- und hilflos. Aber die Mitschüler brauchen einen Ort für ihre Gefühle und müssen darüber reden können.”…

Der Tod eines Schülers ist die Nachricht, vor der sich Lehrer am meisten fürchten. “Die Schulen und Lehrer sind auf einen solchen Trauerfall überhaupt nicht vorbereitet”, sagt der evangelische Schulpastor Armin Seiferth aus Achim bei Bremen.“Die Trauer macht sprach- und hilflos. Aber die Mitschüler brauchen einen Ort für ihre Gefühle und müssen darüber reden können.” Um eine Brücke zum Gespräch zu schaffen, hat Seifert einen “Trostkoffer” entwickelt.

Er kaufte zunächst einen günstigen Alukoffer im Baumarkt und füllte ihn mit Dingen, die bei einem Trauerfall helfen können. “Unverzichtbar sind Kerzen und Papiertaschentücher”, sagt Seiferth. Ein großes dunkelblaues Samttuch kann über eine Stellwand gehängt werden, auf der ein Foto an den Gestorbenen erinnert. Die Mitschüler können dann Teelichter und blaue Tränen aus Glas um die Erinnerungswand legen. In einer Mappe finden sich weltliche und biblische Texte zum Vorlesen, dazu ein kleines Kreuz, ein kleiner Engel.

Auch ein Kondolenzbuch liegt in dem Koffer. “Bei einem Todesfall in Achim haben mehr als 200 Schüler spontan in ein Buch eingetragen.” Doch ein billiger Alukoffer erschien Seiferth auf Dauer nicht angemessen. Und so gab er 20 “Trostkoffer” für die Schulen im Landkreis bei den Tischler-Azubis der berufbildenden Schulen Verden in Auftrag. “Wir haben im Planungsunterricht lange überlegt, wie der Koffer von außen und innen aussehen soll”, sagt Klassensprecher Lukas Kaps (22).

Am Ende stellten sie Seiferth einen Prototypen aus hellem Ahornholz mit einem bogenverleimten Griff vor: “Eine überdurchschnittlich gute Arbeit”, lobt Berufsschullehrer Gunnar Röpke. “Plötzlich waren Überstunden kein Thema mehr”, erinnert er sich. Selten habe er erlebt, dass sich die Schüler so engagiert haben.

Immer wieder diskutierte die Gruppe über eine passende Gravur für den Deckel, bis Mirco Behnken (21) aus Gandersbergen seine Skizze vorstellte: “Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne und verdunkelt so das Licht des Lebens”, beschreibt der seine Idee. “Dazu kommt ein Kreuz, das Trost spenden soll.” Das Motiv wurde in eine computergesteuerte Fräse einprogrammiert und schmückt nun alle 20 Koffer.

Seiferth will in den kommenden Wochen die Koffer in den Schulen rund um Verden verteilen. “Ich habe schon viele Anfragen bekommen.” Viele Lehrer seien nach einem Todesfall wie gelähmt und trauten sich nicht in die Klasse. “Sie fürchten sich vor den existenziellen Fragen ihrer Schüler”, berichtet der Schulpastor. “Oft kennen sie keine Antwort.” Die Trostkoffer sollen demnächst gut sichtbar im Lehrerzimmer stehen und jederzeit griffbereit sein, damit die Trauer die Lehrer nicht sprachlos macht.

Quelle: Jörg Nielsen, epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
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2 Kommentare

  1. Diese Idee ist wirklich sehr, sehr wertvoll. Wir haben im letzten Schuljahr einen sehr beliebten Kollegen an einem Herzinfarkt über Nacht verloren – 100 Lehrer schienen mit dieser Situation völlig überfordert. Wäre es möglich, einen solchen Koffer bei Ihnen zu erwerben?

  2. Ein Lob an Arndt Seiferth für diese schöne Idee, auch Berufsschüler/innen in die ganze Sache einzubeziehen. Viele Grüße nach Achim!

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