Ein Unterrichtsverlauf in der 9. Klasse Religions-/Ethikunterricht zu den Menschenrechten ausgerichtet an der Fragestellung „Wie viel ist ein Mensch wert?“
Wie viel ist ein Mensch wert? – Religionsunterricht mit der Halbblutlehrerin
„Wie viel ist ein Mensch wert?“ – Mit dieser Frage wirbt ein Fernsehsender für eine Show.
Mit einer App dürfen die Zuschauer Menschen bewerten.
Die „Halbblutlehrerin“ @MelsGedanken gestaltet mit diesem Impuls ihren Religions/Ethikunterricht und dokumentiert den Unterrichtsverlauf auf Twitter:
Nachdem ich heute morgen erfahren habe, dass ich meine Klasse in Reli/Ethik gemeinsam hab, sind mir die Tweets von @markmueller1979 und @fraupfoetchen zu Big Brother wieder eingefallen und ich hab spontan entschieden, mit meinen Schülern darüber zu reden.
Wird länger…
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Ausgangspunkt – die beiden Tweets von @markmueller1979 und @fraupfoetchen:
Dieses #BigBrother-Ding wirbt ernsthaft mit „wie viel ist ein Mensch wert?“.
[Trash TV]:
Ganz unten angekommen sein und einfach nicht aufhören wollen zu graben.
— Mark Müller (@markmueller1979) February 11, 2020
Gerade das Werbeplakat zu Big Brother gesehen.
„Du bestimmst, wie viel ein Mensch wert ist.“, der Titelsong ist "Follow the leader“ (Folge dem Führer) und die Kandidaten werden mit goldenen Sternen ausgezeichnet.
Wer genau hat denen bei Sat1 bitte ins Hirn geschissen?
— Pfötchen (@fraupfoetchen) February 7, 2020
Der Unterrichtsverlauf:
Tafelbild
Ich hab den Screenshot und ein paar Wortkarten ausgedruckt, bin rein und hab es schweigend an die Tafel gehängt.
Meine Schüler haben es recht schnell dem Format zugeordnet, es war allen bekannt. Viele haben schon Teile der Staffeln gesehen und waren amüsiert ob des Formats.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Ich hab dann als Wortkarte noch “Wie viel ist ein Mensch wert?” und als Bildkarte den gelben Stern dazu gehängt.
Meine Schüler waren dann schnell mitten in der Diskussion. Erst ging es um das Wort “Wert”.
Wir haben mal ein paar Wörter gesammelt, in denen das Wort “Wert” steckt.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Unterrichtsgespräch
Viele haben es mit Geld in Verbindung gebracht, einige auch mit Verantwortung, also dass ein Mensch, der in einem Unternehmen viel Verantwortung trägt, auch viel Wert hat.
Ihren eigenen Wert haben sie demnach als sehr gering bis “wertlos” eingeschätzt.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Ich habe dann den Artikel 1 in Kurzform “Die Würde des Menschen ist unantastbar” dazu gehängt.
Den Zusammenhang fanden meine Schüler recht sinnlos zu Anfang, da ja die Menschen freiwillig dabei seien und es folglich ihre Sache sei, ob sie sich würdelos präsentieren oder nicht.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Erst als ich den gelben Stern in die Nähe gerückt habe, wurde es recht still im Zimmer und es kamen die ersten Bedenken, ob man überhaupt über Menschen so urteilen dürfe. Auch der Zusammenhang zum Naziregime wurde sofort erkannt.
Shame on you, Sat1, dass das übersehen wurde.
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Andere Schüler haben dagegen gehalten mit dem Gedanken, dass doch immer über den Wert eines Menschen bestimmt wird und das bei Hitler etwas “ganz anderes” war.
Jede Note, jede Kritik und jede Ausbildung zeige doch den Wert des Menschen. Aber ein “wertlos” führt nicht zum Tod.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Sie haben dann viel von eigenen Erfahrungen in Bezug auf ihren Wert erzählt und wie häufig sie bewertet werden.
Eigentlich empfinden sie ihr ganzes Dasein als ständige Prüfung auf ihren Wert.
Ab Kindergarten waren sie “gut genug” oder “zu schlecht”.— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Sie haben nie wahrgenommen, dass es eine Trennung zwischen ihrer Persönlichkeit und ihrer Leistung gäbe.
Erst hier an der Schule sei das anders, weil sie auch gemocht werden, wenn sie “keinen Wert” haben. Aber das sei Schule und sie wissen, dass andere anders denken.
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Sie haben nie wahrgenommen, dass es eine Trennung zwischen ihrer Persönlichkeit und ihrer Leistung gäbe.
Erst hier an der Schule sei das anders, weil sie auch gemocht werden, wenn sie “keinen Wert” haben. Aber das sei Schule und sie wissen, dass andere anders denken.
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Eigentlich wollte niemand diese Macht haben – eben auch, weil sie selbst wussten, wie es sich anfühlt, falsch oder unter Wert bewertet zu werden.
Ich fand diese Vorsicht interessant und frage mich, ob Leute, die immer als wertvoll empfunden werden, auch so vorsichtig wären.
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Das Argument am Ende war, dass es in einem Spiel kein Problem sei, aber wenn es um Geld geht, geht es auch um das echte Leben und dann sei das nicht in Ordnung.
Und dass Big Brother ziemlich nah an der Realität sei. Ihnen zu nah. Davon wollen sie doch lieber die Pfoten lassen.
— Halbblutlehrerin (@MelsGedanken) February 11, 2020
Varianten / Material
zusammengestellt von @joerglohrer
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„Wieviel ein Mensch wert ist, entscheidest DU“ – Big-Brother-Trailer
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