Zu einem Eklat ist die Vergabe des Hessischen Kulturpreises 2009 geraten. Ein Katholik, ein Protestant, ein Jude und ein Muslim sollten ausgezeichnet werden. Die Vertreter der christlichen Kirchen protestierten jedoch gegen die Verleihung des Preises an Navid Kermani, weil dieser in einem Artikel Vorbehalte gegenüber dem Kreuz zum Ausdruck gebracht hat. Die Preisverleihung wurde nun…
Hessischer Kulturpreis: Preisverleihung auf Herbst verschoben
Zu einem Eklat ist die
Vergabe des Hessischen Kulturpreises 2009 geraten. Ein Katholik, ein Protestant, ein Jude und ein Muslim sollten ausgezeichnet werden. Die Vertreter der christlichen Kirchen protestierten jedoch gegen die Verleihung des Preises an Navid Kermani, weil dieser in einem Artikel Vorbehalte gegenüber dem Kreuz zum Ausdruck gebracht hat. Die Preisverleihung wurde nun auf den Herbst vertagt. Die Preisträger sollen zunächst miteinander ins Gespräch gebracht werden.
19.05.2009
- Spiegel: Kulturpreis wird erst im Herbst verliehen
"Allen vier ursprünglich nominierten Preisträgern soll nun die
Gelegenheit gegeben werden, miteinander zu diskutieren. Vom
Zustandekommen des Gesprächs will das Kuratorium das weitere
Vorgehen abhängig machen. … Gegenüber dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, dem
Vorsitzenden des zuständigen Kuratoriums, haben Steinacker, Lehmann und
Korn bereits ihre Bereitschaft zu einem solchen Gespräch bekundet." – mehr
- FAZ: "Eine Preisverleihung wird vertagt"
"Kermani seinerseits erklärte sich am Montag zu einem solchen Gespräch
bereit. … Kermani
beklagt vor allem, die ‘willfährige Reaktion des Ministerpräsidenten
auf den diffamierenden Brief von Herrn Kardinal Lehmann’ offenbare ein ‘problematisches Verhältnis von Staat und Kirche’ in Hessen, das mit
einem säkularen Gesellschaftsmodell nicht zu vereinbaren sei." – mehr
- Kölner Stadtanzeiger: Politische Willfährigkeit
"Zu viel Porzellan haben Lehmann und Steinacker im religiösen Furor
zerschlagen, als dass man ihnen Demutsgesten noch abnehmen würde: Was
dieser Preis 2009 symbolisieren sollte, nämlich das vertrauensvolle
Verständnis unter den vier abrahamitischen Weltreligionen – sie haben
dies auf geradezu abschreckende Weise durchkreuzt." – mehr
18.05.2009
Die Ereignisse im Rückblick
- Deutsche Welle: "Kein Kulturpreis für Muslime"
"Während der Papst im Nahen Osten
tagelang zu Trialog und Verständnis aufruft, gerät in Hessen eine
Debatte über den interreligiösen Kulturpreis zum Beispiel für
Intoleranz und Kommunikationsunwillen zwischen Religionen." – mehr
- ZEIT: "Religionen über Kreuz"
Die hessische Landesregierung setzt mit erstaunlichem Ungeschick ein
Zeichen der Intoleranz, und, schlimmer noch, christliche
Würdenträger geben einen Beweis ihrer Dialogunfähigkeit."
– mehr - Neue Züricher Zeitung: "Guido Renis ‘Kreuzigung’"
Dieser Beitrag Kermanis in der NZZ war der Anlass für Kardinal Lehmann, gegen die Preisverleihung an Kermani zu protestieren. – mehr
- Navid Kermani: zur Person
– Wikipedia: – mehr
– Persönliche Internetseite des Autors mit einer Vielzahl von Veröffentlichungen – mehr
Einschätzungen und Kommentare
- WELT: "Huber für Verzicht auf Hessischen Kulturpreis"
Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat zu einem Verzicht auf den Preis angeregt.
"’Ich glaube, es wäre das Klügste, wenn nun alle Beteiligten sagen, dass
das Projekt in diesem Jahr nicht zustandekommt, und man darauf
verzichtet, den Kulturpreis zu verleihen’, sagte Huber in Berlin. …
Bei einer genauen Lektüre des umstrittenen Textes … müsse man aber zu dem Eindruck kommen,
dass der Autor eine bemerkenswerte Offenheit für Aussagen der
christlichen Theologie an den Tag lege, die man nicht bei jedem
muslimischen Gesprächspartner finden werde." – mehr
- Süddeutsche Zeitung: "Ich könnte an ein Kreuz glauben"
"Dass jetzt ein deutscher Muslim, der offenherziger über Kreuz und
Christentum spricht als Johann Wolfgang Goethe es zuweilen tat, nicht
für wert befunden wird, einen der religiösen Verständigung gewidmeten
Kulturpreis zu erhalten, fällt auf jene geistlichen Herren zurück, die
Kermanis Ausbootung betrieben." – mehr
- FAZ: "Eklat um Kulturpreis – ein deutsches Trauerspiel"
"Wo nun die größere Missachtung des Kreuzes liegt, in Kermanis
häretischen Ideen oder in der neueren innerkirchlichen
Sanftheitsreligion, das ist eine theologische Frage, über die das
letzte Wort wohl noch nicht gesprochen ist. Dialog, nach der
Vorstellung mancher, ist nur möglich, wo er eigentlich seinen Sinn
schon eingebüßt hat." – mehr