Alltagshelden statt traditioneller Figuren im Mittelpunkt des Religionsunterrichts. Mendl sieht darin das Potenzial, den Unterricht relevanter und interessanter zu gestalten:
Vorbilder – Die Helden von Nebenan
Im Interview mit Corinna Ullmann taucht Professor Mendl tiefer in das Konzept des Vorbild-Lernens ein, ein Thema, mit dem er sich intensiv beschäftigt hat. Mendl, der den katholischen Lehrstuhl für Religionspädagogik in Passau innehat, hat Bücher zu außergewöhnlichen Biografien und Leitfiguren geschrieben und sogar eine Datenbank mit Beispielen von Vorbildern erstellt.
Zunächst stellt Mendl fest, dass Vorbilder in allen Lebensphasen wichtig sind, nicht nur in der Kindheit. Er widerlegt die Annahme, dass wir im Laufe unseres Lebens keine Vorbilder mehr benötigen und betont, dass wir immer eine Orientierung an anderen Menschen brauchen, um uns selbst weiterzuentwickeln. Vorbilder sind dabei nicht nur für Kinder und Jugendliche wichtig, sondern auch für Erwachsene in verschiedenen Lebenssituationen.
Interessanterweise sind Vorbilder nicht unbedingt perfekt. Sie können Ecken und Kanten haben und uns gerade deshalb herausfordern und inspirieren. Sie spiegeln oft bestimmte Aspekte oder Interessen unseres eigenen Lebens wider. Ein angehender Skifahrer wird wahrscheinlich einen Profi-Skifahrer als Vorbild haben, während ein angehender Rockmusiker sich an bestimmten Musikern orientiert.
Mendl geht auch auf das Konzept der “Local Heroes” oder “Helden von Nebenan” ein. Diese sind die Menschen in unserem unmittelbaren Umfeld, die etwas mehr tun als andere, die couragiert handeln oder sich für bestimmte Projekte engagieren. Sie sind authentische Vorbilder, die auf Augenhöhe agieren und greifbar sind, im Gegensatz zu den weit entfernten, idealisierten Vorbildern, die oft in den Medien präsentiert werden.
Die Vorbilder, die in seiner Datenbank präsentiert werden, sind Menschen, die die Welt verbessern wollen, die Veränderungen in unserer Gesellschaft vorantreiben. Sie sind der “soziale Kitt”, der die Gesellschaft zusammenhält. Und sie brauchen keine Bezahlung für ihre Taten, ihre “Bezahlung” ist die öffentliche Anerkennung und Wertschätzung.
Mendl betont auch, dass sich die Rolle der Vorbilder im Laufe der Zeit verändert. Die heutigen Helden sind gebrochene Helden, sie sind keine strahlenden Superstars, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, die auch ihre Schattenseiten haben. Sie sind authentisch und greifbar und können uns genau deshalb inspirieren.
Zum Schluss des Interviews spricht Mendl noch über die Rolle der “Sinnfluencer”, eine neue Kategorie von Influencern, die für einen bestimmten nachhaltigen Lebensstil stehen. Sie repräsentieren einen Aspekt des Lebens, der vor einigen Jahren noch nicht so wichtig war, aber inzwischen immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Insgesamt verdeutlicht das Interview mit Professor Mendl die Bedeutung von Vorbildern in unserem Leben und wie sie uns in jeder Phase unseres Lebens inspirieren und leiten können. Sie sind nicht nur Inspirationsquellen, sondern auch eine Quelle der Orientierung und des Lernens.