"Für jüdische Schüler wird das Grundrecht auf den eigenen Religionsunterricht verwirklicht. Und an den Schulen wird Jüdische Religion als gleichberechtigtes Lehrfach wieder ein fester Teil der allgemeinen Bildung. "
Einführung von jüdischem Religionsunterricht an sächsischen Grundschulen in Chemnitz, Dresden und Leipzig
Bislang werden jüdische Schüler, die in ihren Gemeinden die religiöse Unterweisung besuchen, von der Schulpflicht zur Teilnahme am Religions‐ oder Ethikunterricht befreit.
Das neue Schulfach Jüdische Religion wird nun im kommenden Schuljahr zunächst an drei öffentlichen Grundschulen eingeführt: In Chemnitz, Dresden und Leipzig können jüdische Schüler ihren Religionsunterricht künftig an der Schule besuchen. Das Fach Jüdische Religion steht gleichwertig neben Ethik, Evangelische Religion und Katholische Religion. In den darauffolgenden Schuljahren soll die Weiterführung an den Oberschulen und den Gymnasien bis zum Abitur folgen. Auch der jüdische Religionsunterricht ist grundsätzlich für Anmeldungen aller Schüler offen. Ab sofort können jüdische und interessierte Grundschüler an den jeweiligen Stützpunktschulen angemeldet werden.
Kultusminister Christian Piwarz: „Die jahrhundertlange Geschichte der Juden in Sachsen hat Kunst, Kultur, Wirtschaft und Handel in unserem Land mitgeprägt. Der Unterricht in Jüdischer Religion ist daher eine mehrfache Bereicherung. Für jüdische Schüler wird das Grundrecht auf den eigenen Religionsunterricht verwirklicht. Und an den Schulen wird Jüdische Religion als gleichberechtigtes Lehrfach wieder ein fester Teil der allgemeinen Bildung. In der Begegnung mit jüdischen Schülern, Lehrern und Lehrinhalten können auch Wissensdefizite und diffuse Vorurteile abgebaut werden.“
Das Fach Jüdische Religion unterliegt der staatlichen Schulaufsicht und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden erteilt. Dazu wurden ein neuer sächsischer Lehrplan erstellt und die Stundentafeln und Zeugnisformulare angepasst. Die Lehrkräfte werden vom Landesverband gestellt und vom Kultusministerium refinanziert. Das neue Unterrichtsangebot beschränkt sich auf Chemnitz, Dresden, und Leipzig, da in diesen Städten jüdische Gemeinden angesiedelt sind. In Sachsen haben die jüdischen Gemeinden insgesamt rund 2600 Mitglieder.
Folgende Grundschulen wurden durch das Landesamt für Schule und Bildung gemeinsam mit dem Landesverband ausgewählt und bieten ab kommendem Schuljahr das neue Unterrichtsfach an:
Leipzig Grundschule Lessingschule, Lessingstraße 25-27, Schulleiterin Fr. Schöbel
Dresden 4. Grundschule Am Rosengarten, Löwenstr. 2, Schulleiterin Fr. Hübschmann
Chemnitz Grundschule Annenschule, Annenstr. 23, Schulleiterin Fr. Flechsig
In Deutschland wird jüdischer Religionsunterricht an Schulen in jüdischer Trägerschaft und an öffentlichen Schulen u. a. in folgenden Bundesländern angeboten oder geplant: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits seit den 1990er Jahren Jüdische Religionslehre als ordentliches Unterrichtsfach und staatlich anerkannte Lehrpläne. Auch in Hessen wurde ein Kerncurriculum für jüdische Religion entwickelt. An bayrischen Schulen gibt es an einzelnen Schulen israelitischen Religionsunterricht.
Die Lehrkräfte verfügen in der Regel über einen Studienabschluss im Fach Jüdische Studien oder Jüdische Religionslehre der Universität Heidelberg. Das Seminar Heidelberg bietet bundesweit einmalig das Fach Jüdische Religionslehre als Ausbildungsmöglichkeit für das zweite Staatsexamen.
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