Das Bedrohungsszenario, dass Maschinen künftig Religionslehrerinnen und -lehrer ersetzen erscheint geradezu harmlos im Vergleich zur Steuerung von Religion durch künstliche Intelligenz.
Gott ist ein Bot – Künstliche Intelligenz und religiöse Bildung
Wer heutzutage Propheten kennenlernen will, begibt sich nicht in die arabische Wüste oder das Jordantal sondern ins Silicon Valley.
Vor kurzem tauchten Berichte auf, dass ein ehemaliger Google-Entwickler, eine neue Religion gegründet hat. Anthony Levandowski reichte die Unterlagen für die Anerkennung seiner gemeinnützigen religiösen Organisation namens “The Way of the Future” ein. Seine Mission: “Die Entwicklung und Förderung der Verwirklichung einer Gottheit, die auf künstlicher Intelligenz basiert und durch das Verständnis und die Anbetung der Gottheit zur Besserung der Gesellschaft beiträgt.”
Ein weiterer Prophet ist Vince Lynch, der eine Firma namens IV.AI gründete, die maßgeschneiderte KI (künstliche Intelligenz) für Unternehmen baut. Lynch erklärt, dass es einige Strukturanalogien zwischen Religion und KI gibt. In der Bibel entdeckt Lynch beispielsweise viele wiederkehrende Themen, Bilder und Metaphern. Er meint: “Die Menschen in religiöser Erziehung zu unterrichten, ist der Art und Weise ähnlich, wie wir Maschinen Wissen vermitteln: Wiederholung vieler Beispiele, die Variationen eines Konzepts sind, von dem man will, dass es die Maschine lernt “.
Lynch fährt fort: “Auch in der hierarchischen Struktur des Wissensverständnisses in neuronalen Netzen gibt es Gemeinsamkeiten zwischen KI und Religion. Das Konzept, einer Maschine beizubringen zu lernen und ihr dann zu zeigen, wie sie das Gelernte wieder selbst lehrt unterscheidet sich nicht so sehr vom Konzept Erleuchtung zu erlangen, nachdem viele Lektionen in Demut durch Erfolg und Misserfolg gelernt wurden.”
Um seine Denkweise darzustellen, baute Lynch sogar ein einfaches KI-Modell, um seinen Standpunkt darzulegen: “Wenn Sie mehrere Verse aus der christlichen Bibel eingeben, können Sie die KI einen neuen Vers schreiben lassen, der unheimlich ähnlich aussieht.” Und so sieht man nun unter http://god.iv.ai/ das Ergebnis einer KI, die darauf trainiert wurde, neue Verse der King James Bibel zu schreiben.
Die Forscher und Propheten der Neuzeit sind davon überzeugt, dass sich eine KI, in den nächsten 25-50 Jahren entschließen könnte, eine ähnliche KI-Bibel zu schreiben und dass Menschen, deren kollektiven Intelligenz sie entspricht, sie lesen und sich an ihr orientieren.
Robbee Minicola, die eine digitale Agentur und ein KI-Dienstleistungsunternehmen in Seattle leitet, stimmt ebenfalls zu, dass eine allwissende KI als anbetungswürdig erscheinen könnte, zumal sie in der KI einige Korrelationen sieht zu der Art und Weise, wie organisierte Religion heute funktioniert. Die KI würde auf einer höheren Ebene als Menschen verstehen, wie die Welt funktioniert, und die Menschen würden darauf vertrauen, dass diese KI die Informationen liefern würde, die sie für ihr tägliches Leben brauchen. Sie meint: “Die KI würde Informationen für uns analysieren und uns in einer Weise erleuchten, die jedem, der Religion praktiziert, vertraut vorkommt.”
Robbee Minicola führt weiter aus: “Was Gott betrifft, ist für Christen das Alte und Neue Testament ein großer Datenvorrat. Diese Daten helfen uns durch maschinelles Lernen und der Formulierung von Algorithmen über die christliche Bibel Einsichten darüber zu gewinnen, was Gott tun würde oder was Gott sagen würde. Mit KI könnte dann das, was Gott damals gesagt und getan hat weiterentwickelt werden zu dem, was Gott heute sagen und tun würde – so etwas wäre denkbar.”
Menschen neigen dazu, auf Dinge zu vertrauen, die außerhalb ihrer eigenen Kompetenzen liegen. Ein Beispiel hierzu wäre das Autofahren mit Navigationsgerät und das Vertrauen, dass wir sicher ankommen, anstatt wirklich zu wissen, wo wir uns gerade genau befinden oder unserem Orientierungssinn zu vertrauen.
Wenn Mechanismen zunehmend die Komplexität von Lernprozessen inszenieren können, stellt sich die Frage nach den Konsequenzen für die (religiöse) Bildung und Menschheit insgesamt.
Schauerlich, was da versucht und z.T. intendiert wird. Aber was erwartet man nach Gen 3 und 11 anderes? Mir graut vor einem Gen 4-Bot, der das Wissen hätte, das seit ein paar Jahren so fleißig gesammelt wird (http://solus-christus.portacaeli.de/Export/LinkedDocuments/Anforderungssituation%20-%20Theologie%20-%20Das%20erste%20Gebot%20will%20deine%20Freiheit%20(E-Learning,%20Medienkompetenz).odt) …
Danke @portacaeli für die passende Unterrichtsidee!