Der vorliegende Artikel will die Frage nach Verantwortung und Macht der Konsumenten im Medienbetrieb didaktisch fruchtbar machen.
Hier ist Entwürdigung Programm
Webcomepetentbeitrag April 2017
Das Privatfernsehen erfindet immer neue Formate, um die Zuschauer und mit ihnen auch die Werbeeinnahmen zu steigern. Zu den Quotenbringern die (fast) jeder kennt, aber (fast) niemand anschaut, gehören Sendungen wie beispielsweise „Schwiegertochter gesucht“, „Bauer sucht Frau“, „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germany’s Next Topmodel“.
Eine erste Gemeinsamkeit der Formate ist, dass sie den Fokus auf Aspekte legen, welche den Protagonisten persönlich sehr wichtig sind. So etwa das Gesangstalent, das Aussehen oder das eigene Liebesglück. Die zweite Gemeinsamkeit ist, dass die Teilnahme je nach Format auch Scheitern und Demütigung bedeuten kann.
Jan Böhmermann, der vermutlich so manchem als inhaltlich oder geschmacklich streitbar gilt, hat mit seiner mit dem Grimme Preis ausgezeichneten Aktion #verafake einen bitterkomischen Einblick hinter die Kulissen einer Industrie gewährt, welche mit ihrem Angebot auch die Lust der Zuschauer an der Entblößung und Entwürdigung anderer befriedigt.
Der vorliegende Artikel will die Frage nach Verantwortung und Macht der Konsumenten im Medienbetrieb didaktisch fruchtbar machen. Weil die oben genannten Sendungen bereits in sehr jungen Jahren gesehen werden, wird hier davon ausgegangen, dass diese Fragestellung für unterschiedliche Altersstufen relevant ist und eine Anforderungssituation für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 darstellt. Die Aufgabenkultur muss entsprechend der Altersstufe ausgewählt und angepasst werden.
Schülerinnen und Schüler sollen im Religions- und Ethikunterricht in die Lage versetzt werden, ethisch zu urteilen und entsprechende Handlungsoptionen aus ihrem Urteil abzuleiten. Im hier betrachteten Bereich der Lebenswelt muss dies erstens bedeuten, Formate in Fernsehen und Internet differenziert und mit kritischem Blick für ethische Fragestellungen zu erschließen. Dies wird zweitens unter Verweis auf religiöse und philosophische Ethik beurteilt und drittens geprüft, wie Konsumierende durch ihr Verhalten vor dem Bildschirm und im Internet Einfluss auf die Verletzung von Werten nehmen können, in diesem Fall auf den Prozess medialer Entwürdigung von Menschen.