Minetest ist eine feine Sache und kann nicht nur Kindern stundenlange Spielfreude bereiten. Auch für Bildungszwecke lässt es sich einsetzen (siehe dazu Minetest mit Konfis). Aber wenn die Session vorbei ist, kann keiner mehr zu Hause daran weiter arbeiten. Oder gibt es vielleicht doch eine Lösung? Klar – einen Server einrichten. Was kompliziert klingt, ist…
Wie richtet man einen Online-Minetest-Server ein?
Minetest ist eine feine Sache und kann nicht nur Kindern stundenlange Spielfreude bereiten. Auch für Bildungszwecke lässt es sich einsetzen (siehe dazu Minetest mit Konfis). Aber wenn die Session vorbei ist, kann keiner mehr zu Hause daran weiter arbeiten. Oder gibt es vielleicht doch eine Lösung? Klar – einen Server einrichten. Was kompliziert klingt, ist es nicht, wenn man die genauen Schritte kennt. Und das Ganze ist nicht mal teuer. Für unter 5 Euro im Monat ist das zu haben, jederzeit kündbar.
Und so habe ich es gemacht: Man mietet sich den billigsten vServer bei Hetzner (https://www.hetzner.de/hosting/produkte_vserver/cx10) für derzeit 4,64 Euro im Monat. Die Einrichtung geht ziemlich schnell, wenige Stunden nach der automatisierten Anmeldung, die auch am Wochenende funktioniert, kann man schon loslegen. Bei der Einrichtung habe ich ubuntu gewählt, da kenne ich mich am besten auch. Debian ist für Experten auch eine gute Wahl.
Den Server steuern
Erst einmal muss man sich einloggen. Das geht per ssh. Unter Linux: ssh root@zugewiesene-IP, dann Passwort eingeben. Unter Windows wird meist PuTTY als
ssh-Client empfohlen (http://www.putty.org/). Und dann hat man die volle Kontrolle – aber oh Schreck: nur auf einer Kommandozeile. Wie man sich da zurechtfindet, kann ich hier nicht ausführlich erklären. Ein paar Befehle sollte man schon beherrschen (cd, ls, top, ps -A) sind die wichtigsten.
Nun aktualisiert man mit apt-get update die Paketquellen und installiert den minetestserver mit apt-get install minetestserver .
Den Server starten
Der Mintestserver ist leicht gestartet: einfach minetestserver eingeben, dann startet er mit der vorgegebenen Welt, die im Unterverzeichnis /root/.minetest/worlds/world liegt. Nun kann man sich mit einem beliebigen Minetest-Client auf dem Server anmelden. Die IP-Adresse ist die IP des Servers, der Port 30000.
Die Konfigurationsdatei minetest.conf
Nicht jeder wird mit der Standard-Ausgangswelt glücklich. Im Unterverzeichnis worlds kann man andere Welten hochladen, die bereits erstellt wurden. Am besten geht das per FTP (Filezilla, Port 22, u. U. muss vorher noch mit apt-get install vsftpd ein sicherer ftp-Server installiert werden).
Die wichtigsten Einstellungen nimmt man in der Datei minetest.conf vor, die man neu anlegen muss im Verzeichnis .minetest/ (der Punkt vor minetest bedeutet, dass dies ein versteckter Ordner ist, auf der Kommandozeile macht das aber keinen Unterschied).
Leider scheint der Server die config-Datei nicht automatisch zu erkennen, deshalb muss man sie beim Starten ausdrücklich mit angeben. Ebenso die gewünschte Spielwelt mit vollem Dateipfad (da bin ich mehrfach daran gescheitert, weil er dann einfach eine gleichnamige Spielwelt im aktuellen Verzeichnis anlegt.
So sieht meine minetest.conf derzeit aus:
creative_mode = true //startet die Welt im Kreativ-Modus
enable_damage = false //startet eine friedliche Welt, in der man niemand wehtun kann
server_announce = false // wenn man hier true eingibt, kann jeder Client die Welt über die öffentliche Serverliste finden und spielen
port = 30000 // bin mir nicht sicher, ob das nötig ist; könnte evtl. sinnvoll sein, den Port zu ändern, wenn man gezielten Portscans entgehen will
static_spawnpoint = -9,1,-172 // das führt dazu, dass jeder, der neu in de Welt kommt, an diesem Startpunkt herauskommt
disallow_empty_password = true // ein Passwort wird zur Pflicht
Der Befehl zum Starten des Servers sieht dann in etwa so aus:
minetestserver –config ~/.minetest/minetest.conf –world ~/.minetest/worlds/WUNSCHSPIELWELT
~ steht für das Benutzerverzeichnis. Man kann auf dem Server auch /root/ dafür angeben.
Wer ist der Chef? – Privilegien
Normalerweise ist man bei Minetest als Serverbetreiber mit grafischer Oberfläche selbst der Chef im Ring und hat alle Privilegien. Bei der puren Servervariante ist das etwas umständlicher. Am einfachsten ist es, sich einmal als Nutzer anzumelden, den Server zu stoppen (Ctrl. + C), die Benutzerpivligien in der Datei auth.txt mit einem Editor manuell anzupassen. Dort stehen viele kryptische Zeichen, irgendwann kommt „interact,shout“, da hängt man einfach die gewünschten Privilegien an (es reicht eigentlich „privs“ mit denen man sich und anderen alle Privilegien erteilen kann, man kann auch gleich „fly“ dazuschreiben, über den Wolken ist die Freiheit einfach größer.
Offene Fragen
Dieser Minetest-Server ist für mich ein Experiment. Was mir noch unklar ist:
a) Wie viel ausgehenden Traffic verursacht das Minetest-Zocken? Bei Hetzner heißt es zu diesem Thema:
*Der Trafficverbrauch ist kostenlos. Bei einer Überschreitung von 2 TB/Monat wird die Anbindung reduziert (Berechnungsgrundlage ist ausschließlich der ausgehende Traffic. Eingehender und interner Traffic wird nicht berechnet). Optional kann für 1,39 € je weiteres TB die Limitierung bei Überschreitung des Inklusivtraffics aufgehoben werden.
Leider gibt es keine Aussage dazu, auf welche Geschwindigkeit reduziert wird. Das müsste man mal ausprobieren, ob der Server dann noch spielbar ist.
b) Wie viele Spieler gleichzeitig verträgt ein solcher Server? Ich tippe darauf, dass es kaum mehr als 30 sein werden, habe aber keine Erfahrungswerte. Vielleicht gibt es einen Experten, der das hochrechnen kann? Falls die Kapazität nicht reicht, muss man halt den nächst größeren vServer mieten, der doppelt so viel Arbeitsspeicher mitbringt (und auch fast doppelt so teuer ist).
Ausprobieren
Gerne darf man meine Welt ausprobieren, ich lasse den Server mal eine Weile laufen. Einfach Minetest herunterladen (siehe dieser Beitrag), auf den „Client“-Tab gehen, die Server-Adresse 78.47.103.85 eingeben, bei Port 30000 , einen Benutzernamen und ein Passwort (lt. minetest.conf bei mir Pflicht, macht Sinn, damit Leute nicht so leicht aus Versehen oder absichtlich eine fremde Person kapern) eingeben – und los gehts. Da ich ein Backup der Welt habe, kann man sich gern austoben. Ich bin gespannt, was aus diesem Allmende-Projekt wird und ob es tragisch endet (zur Tragik der Allmende siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Tragik_der_Allmende) oder hoffnungsvoll.
Übrigens kann man Minetest auch auf dem Handy oder Tablet spielen. Um mal in eine Welt reinzuschauen, ist das ganz nett, auch wenn die Bedienung etwas umständlicher ist als am PC. Für android gibt es das hier: https://play.google.com/store/apps/details?id=net.minetest.minetest
Erst recht freue ich mich über Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge für diesen Artikel unten in den Kommentaren oder wo auch immer. Was muss man noch erklären, welche Einstellungen fehlen noch?
Links
Schöne Wiki-Einführungsseite von Birgit Lachner (wir kennen uns aus der netten Facbook-Gruppe Minecraft/Minetest und Bildung (für Lehrer/Pädagogen), sie betreibt auch einen eigenen Blog als superlehrer neben den vielen Wiki-Seiten, die sie erstellt) zu Minetest in der Schule: http://wiki.minetest.net/Minetest_in_der_Schule
So kann man einen Minetestserver auf einem Raspberry Pi einrichten: http://wiki.minetest.net/Minetest_in_der_Schule/RaspberryPi-Server_anlegen_und_einrichten
Sinnvolle Minetestserver-Einstellungen: http://wiki.minetest.net/Minetest_in_der_Schule/Einstellungen_am_Server_vornehmen_und_Einrichten