Zukunftskongress: Frankfurter Erklärung zur Zukunftsfähigkeit des BRU

Gott-Bildung-Arbeit. Unter diesem Titel fand am 16. November 2012 in Frankfurt ein Kongress zur Zukunftsfähigkeit des Berufsschulreligionsunterrichts BRU statt (rpi-virtuell berichtete). Im folgenden der Wortlaut der “Frankfurter Erklärung”, die dort vorgestellt wurde: Frankfurter Erklärung zur Zukunftsfähigkeit des Berufsschulreligionsunterrichts (BRU) anlässlich des Zukunftskongresses Gott – Bildung – Arbeit am 16. November 2012 in Frankfurt / M.…

Gott-Bildung-Arbeit. Unter diesem Titel fand am 16. November 2012 in Frankfurt ein Kongress zur Zukunftsfähigkeit des Berufsschulreligionsunterrichts BRU statt (rpi-virtuell berichtete). Im folgenden der Wortlaut der “Frankfurter Erklärung”, die dort vorgestellt wurde:

Frankfurter Erklärung
zur Zukunftsfähigkeit des Berufsschulreligionsunterrichts (BRU)

anlässlich des Zukunftskongresses Gott – Bildung – Arbeit
am 16. November 2012 in Frankfurt / M.

GOTT und der BRU – Menschen haben ein Recht auf Religion

  1. Auszubildende und Berufsschülerinnen und Berufsschüler befinden sich in einer lebensbiografischen und entwicklungspsychologischen Umbruchsituation. Der BRU ist ein wichtiger Baustein für eine umfassende Entwicklung der Auszubildenden.
    – Der BRU eröffnet den Auszubildenden religiöse, lebensweltanschauliche und ethische Perspektiven. Er bietet ihnen Orientierungen in ihrer individualisierten und pluralen Arbeitsbzw. Lebenswelt.
    – Der BRU befähigt die Auszubildenden zur Bewältigung ihres Lebens im Blick auf Unsicherheiten, Krisen und „Wechselzwänge“ – z.B. bei beruflichen Neuorientierungen.
  2. Der BRU nimmt die Auszubildenden als Geschöpfe Gottes in den Blick und hilft ihnen, andere als Geschöpfe Gottes wahrzunehmen und zu achten.
    – Auszubildende sind weder die Summe ihrer Leistungen noch bloß Humankapital, sondernautonome und selbstverantwortliche Persönlichkeiten mit individuellen Stärken.
    – Der BRU unterstützt die individuelle Persönlichkeitsentwicklung der Auszubildenden und verhilft ihnen zu innerer Stärke.
  3. Der BRU weckt die Frage nach Gott oder hält sie wach; er geschieht aus dem Geist christlicher Verantwortung und Nächstenliebe. Wer für den BRU eintritt, der trägt auch Sorge für das Recht der jungen Generation auf Anerkennung und eine Zukunft in der Gesellschaft.
  4. Berufsschülerinnen und Berufsschüler haben ein Recht auf Religion. Der BRU ist für die Mehrheit aller Jugendlichen – die Berufsschule hat nach der Grundschule die größte Schülerzahl in der Bundesrepublik – ein unverzichtbarer Ort religiöser Erfahrung und Reflexion.

BILDUNG zwischen Religion und Beruf – die gesellschaftlich-soziale Dimension

  1. Der BRU leistet einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, weil er personale Kompetenzen fördert. Er trägt zum allgemeinbildenden Anteil der Berufsbildung bei und unterstützt Jugendliche dabei, ihre Stärken wahrzunehmen und zu schätzen.
  2. Der BRU befähigt die Auszubildenden durch seine ökumenische Ausrichtung und seine interreligiöse Perspektive zum Dialog. Er fördert die Fähigkeit zur beruflichen Zusammenarbeit in der globalisierten und multireligiösen Welt und die aktive Teilhabe am öffentlichen Leben der pluralen Gesellschaft.
  3. Ebenso befähigt der BRU die Jugendlichen durch Reflexion und Kritik gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verflechtungen unter Einbeziehung biblisch-theologischer Kriterien, grundlegende Zusammenhänge zu verstehen und die Bedeutung individueller Werte im „System Wirtschaft“ einzuschätzen.

ARBEIT und Religion in der Mitte der Gesellschaft

  1. Der BRU macht sensibel für ethische und religiöse Fragen im Berufsfeld. Kaufleute z.B. brauchen Wirtschaftsethik – und soziale Berufe in Pflege und Erziehung brauchen Menschen, die wissen, was ihnen und anderen im Leben Bestand gibt.
  2. Der BRU fördert auf Grund des Unterrichts in der Gesamtlerngruppe das „Lernen in und aus Differenz“ und befähigt zur Kommunikation, zum Dialog und zur Teilhabe am kirchlichen Leben in einer pluralen Welt.
  3. In einer globalisierten Welt gilt es die Wahrnehmung des Lebens in der einen Welt zu fördern. Der BRU erinnert von seinen biblisch-theologischen Wurzeln her an die auf Gottes Barmherzigkeit beruhende Solidarität mit den Armen und mit der gesamten Schöpfung.

ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN – Forderungen an Wirtschaft, Politik, Kirche und Gesellschaft

  1. Der BRU muss auch in Zukunft gesichert bleiben. Dazu sind verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich, die sich nur im Zusammenwirken von Wirtschaft und Bildungspolitik erreichen lassen.
  2. Der BRU und die berufsorientierte Religionspädagogik müssen sowohl in den Kirchenleitungen als auch in der kirchlichen Öffentlichkeit als zentrales Arbeitsfeld, das die Kirchen nachhaltig inmitten der Gesellschaft verortet, wahrgenommen und gefördert werden.
  3. Der BRU muss in seiner Stellung in der Schule weiter gestärkt werden: durch die Sicherstellung seines Umfangs in Stundentafeln und Bildungsplänen sowie durch die erforderlichen Fortbildungsangebote.
  4. Vor dem Hintergrund der breiten Akzeptanz des BRU bei Auszubildenden und seines profilierten Beitrags zur Berufsbildung muss die Sicherung des Nachwuchses von BRU-Lehrkräften in den Fokus kirchlicher und staatlicher Anstrengungen rücken: Eigene Aufmerksamkeit erfordern die Ausbildungsmöglichkeiten für den BRU an Hochschulen, die durch attraktive Anstellungsmöglichkeiten unterstützt werden sollten.

Kontakt zu den für den Text verantwortlichen Instituten:

Bonner evangelisches Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (bibor): Tel.: 0228-735427; Mail: info@bibor.uni-bonn.de
Evangelisches Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (EIBOR): Tel.: 07071-2977487; Mail: sekretariat@eibor.uni-tuebingen.de
Katholisches Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR): Tel.: 07071-2974049; Mail: info@kibor-tuebingen.de
Kommentare, Ergänzungen, Anregungen und Diskussionsbeiträge bitte in die Kommentare dieses Blogartikels

Informationen zum Kongress und zur Tagungsdokumentation unter:
http://www.zukunftskongress-bru.de/

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Artikel: 869

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