GwR-Tagung zu gemeinsamen Aufgaben des Religionsunterrichts: Islamische und christliche Religionspädagogik im Dialog

Austausch, Voneinander-lernen und verstärkte Kooperation waren die Ziele einer Tagung von Hochschulprofessoren und –dozenten aus ganz Deutschland und Österreich, die für die Ausbildung künftiger christlicher und islamischer Religionslehrer verantwortlich sind. „Wir hoffen, dass die Tagung auch einen unterstützenden Beitrag zum Aufbau und Ausbau des islamischen Religionsunterrichts Deutschland leisten kann“, sagte Manfred Pirner, Professor für evangelische…

Austausch, Voneinander-lernen und verstärkte Kooperation waren die Ziele einer Tagung von Hochschulprofessoren und –dozenten aus ganz Deutschland und Österreich, die für die Ausbildung künftiger christlicher und islamischer Religionslehrer verantwortlich sind. „Wir hoffen, dass die Tagung auch einen unterstützenden Beitrag zum Aufbau und Ausbau des islamischen Religionsunterrichts Deutschland leisten kann“, sagte Manfred Pirner, Professor für evangelische Religionspädagogik und Vorsitzender der Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik (GwR) – vormals „Arbeitskreis für Religionspädagogik (AfR)“ –, die die Tagung, die in Berlin stattfand, initiiert hatte. In mehreren Bundesländern sowie in Österreich ist islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen eingeführt worden oder befindet sich, so wie in Bayern, im Modellversuchsstadium. Um eine ordentliche Ausbildung von Lehrern für den islamischen Religionsunterricht sicher zu stellen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung an mehreren Standorten (Tübingen, Münster, Frankfurt und Erlangen-Nürnberg) die Einrichtung von Professuren für islamische Theologie unterstützt.

Prof. Bernd Schröder
Mouhanad Khorchide

Jörg Imran Schröter, einer der muslimischen Referenten und zuständig für die islamische Religionslehrerbildung in Baden-Württemberg, bedankte sich ausdrücklich bei den beiden großen Kirchen und den christlichen Kolleginnen und Kollegen für deren Unterstützung in den letzten Jahren, ohne die der Aufbau des islamischen Religionsunterrichts in Deutschland nicht in dieser Weise möglich gewesen wäre.
Dem stimmten auch Ednan Aslan von der Universität Wien und Mouhanad Khorchide von der Universität Münster, beide Professoren für islamische Religionspädagogik zu, als sie in ihren Vorträgen – jeweils im Tandem mit Kollegen aus der christlichen Religionspädagogik – nach dem gegenwärtigen Stand und zukünftigen Perspektiven für religiöse Bildung und Bildungsforschung fragten.
Dass neue Formen des Miteinanders an den Schulen möglich und sinnvoll sind, zeigten mehrere Workshops, unter anderem einer zum Thema „multireligiöse Schulfeiern“, der von Professor Johannes Lähnemann gehalten wurde. Auf der Basis seiner langjährigen guten Erfahrungen mit den Nürnberger „Gebeten der Religionen“ plädierte er dafür, auch an den Schulen Feierformen zu entwickeln, die dem religiösen Pluralismus der Schülerinnern und Schüler gerecht werden und stellte dafür Konzepte vor. In einem weiteren Workshop stellte die muslimische Theologin und Religionspädagogin Rabeya Müller die Schulbuchreihe „Saphir“ vor, an der sie mitgearbeitet hat. Diese Schulbücher für den Islamischen Religionsunterricht haben großen Anklang gefunden und werden bereits in mehreren Bundesländern verwendet.
Die gesamte Tagung war geprägt von der großen Einigkeit, dass der Aufbau und Ausbau des islamischen Religionsunterrichts in Deutschland von Anfang an in Kooperation und Austausch mit dem christlichen, evangelischen und katholischen Religionsunterricht erfolgen sollte, damit sowohl christliche wie muslimische Kinder und Jugendliche die jeweils andere Religion kennen und respektieren lernen – ohne die Unterschiede zu verleugnen. Auf diese Weise, so das Fazit des Schlusstandems, könne der schulische Religionsunterricht auch zu Integration und Verständigung in unserer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft beitragen.

„In der von Professor Bernd Schröder, Universität Göttingen (mitte), moderierten Podiumsdiskussion brachten auch die Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrätin Birgit Sendler-Koschel (zweite von rechts), und der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Andreas Verhülsdonk (zweiter von links), ihre Unterstützung für einen eigenständigen islamischen Religionsunterricht zum Ausdruck. (links: Prof. Mouhanad Khorchide; rechts: Fahimah Ulfat, Mitarbeiterin in der islamischen Religionspädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg).“

Verfasser: Prof. Dr. Manfred Pirner, Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der FAU (Nürnberg)

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Artikel: 869

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert