Umfrage: Lebenswelten muslimischer Jugendlicher in Südostasien

Versprechungen religiöser Fundamentalisten und moderne Pop-Kultur werben um die muslimischen Jugendlichen in Südostasien. Aber wie sehen sie sich selbst? In einer Umfrage des Goethe-Instituts und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wurden 2.500 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren befragt.„Die Umfrage ist der Versuch, erstmalig eine umfassende Untersuchung der Wertvorstellungen, Bedürfnisse, Träume und Wünsche muslimischer…

Versprechungen religiöser Fundamentalisten und moderne Pop-Kultur werben um die muslimischen Jugendlichen in Südostasien. Aber wie sehen sie sich selbst? In einer Umfrage des Goethe-Instituts und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wurden 2.500 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren befragt.„Die Umfrage ist der Versuch, erstmalig eine umfassende Untersuchung der Wertvorstellungen, Bedürfnisse, Träume und Wünsche muslimischer Jugendlicher in Indonesien und Malaysia durchzuführen“, sagt Franz Xaver Augustin, der im Goethe-Institut für die Region Südostasien, Australien und Neuseeland verantwortlich ist. „Unsere Partner sind lokale Umfrageinstitute. Wir erheben keinen sozialwissenschaftlichen Anspruch, doch zeichnen die Ergebnisse, ein differenziertes und repräsentatives Bild der Gemütslage junger Muslime in beiden Ländern.“

Diese scheint gespalten: Die Jugendlichen balancieren zwischen islamischer Tradition und den Einflüssen der modernen Pop-Kultur. Die Befragten zeigen sich offen, optimistisch, lebenslustig, neugierig und ehrgeizig. Über 90 Prozent in beiden Ländern geben an, dass sie zufrieden sind mit ihrem Leben. Rund 75 Prozent der jungen Malaysier und 97 Prozent der Indonesier möchten eine erfolgreiche Karriere. Ähnlich groß geschrieben wird der Wunsch nach Bildung: 78 Prozent der Befragten in Malaysia und 95 Prozent in Indonesien bewerten Hochschulbildung als wichtig. In ihrer Freizeitbeschäftigung unterscheiden sich die jungen Muslime kaum von jungen Menschen in großen Teilen der Welt. Sie treffen sich mit ihren Freunden in Cafés, sehen fern, hören gern Musik und interessieren sich für moderne Technologie. Der Globalisierung werden positive Attribute zugeschrieben – Demokratie, wirtschaftlicher Fortschritt und die Freiheit zu reisen rangieren ganz oben.

Die Kinder in beiden Ländern hören von klein auf, wie wichtig es sei, ein guter Muslim zu sein. Das zeigt Wirkung: Alkohol, Marihuana, Pornografie, Homosexualität und Sex vor der Ehe gelten bei 90 Prozent der Befragten als Tabu. Die Jugendlichen definieren sich zuallererst als Muslime, dann erst folgen die nationale und ethnische Identität. Dennoch schätzen die Befragten ihre eigene Generation nicht als besonders religiös ein, und sie vernachlässigen ihre religiösen Pflichten wie Beten oder Fasten, so beten weniger als 30 Prozent in beiden Ländern fünfmal täglich. Statt in ihrer Freizeit in die Moschee zu gehen – 26,7 Prozent in Indonesien, 14,4 Prozent in Malaysia – sehen die meisten lieber fern oder gehen aus. Dies scheinen die Jugendlichen durch Äußerlichkeiten wie muslimische Kleidung und eine besonders moralische Haltung wettmachen zu wollen.

Mit Südostasien nimmt die Umfrage eine Region in den Fokus, die im Islam-Diskurs oft vernachlässigt wird, obwohl in Indonesien rund 200 Millionen Gläubige die weltweit größte muslimische Gemeinschaft in einem einzelnen Staat bilden. Die Umfrage soll in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, um den rapiden Wandel der Gesellschaften anhand der Veränderungen in den Wertehaltungen ihrer jungen Mitglieder verfolgen zu können.

Eine Kooperation des Goethe-Instituts und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Umfrageinstitute: Lembaga Survei Indonesia, Merdeka Center for Opinion Research Malaysia. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts.

Einen Überblick zu den Umfragen in Indonesien und Malysia gibt es auf den Seiten des Goethe-Instituts.
Dort kann man die Sozialstudien in Indonesien und Malaysia auch herunterladen:
Die Umfrage zum Download (PDF, 1 MB)
Fragebogen zur Studie (PDF, 500 KB)

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
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