Jörg Lohrer – “Der Neue” bei rpi-virtuell

Jörg Lohrer - "Der Neue" bei rpi-virtuellBirgit Berg hat “den Neuen” bei rpi-virtuell zu seinem Stellenbeginn interviewt.

Seit dem 15. März bist du da. Was sind Deine Aufgabenbereiche?
Soweit ich das überblicken kann, gehört da sicherlich das Community-Management dazu und einiges an Redaktionsarbeit, aber auch das Online-Lernen will ich mir perspektivisch erschließen. Die Technik fasziniert mich ebenfalls und ich bin gespannt, ob ich bei den Programmierern etwas abschauen darf.

Wo kommst du beruflich her?
Ich komme aus der Württembergischen Landeskirche. Dort war ich im Evangelischen Jugendwerk auf Landesebene in der außerschulischen Jugendbildung für die Schülerinnen-+Schülerarbeit tätig, habe das Gewaltpräventionsprojekt Schritte-gegen-Tritte koordiniert und war Ansprechpartner für die Erlebnispädagogik in Württemberg.
Meine Ausbildung zum Religions-+Sozialpädagogen habe ich an der evangelischen Hochschule Ludwigsburg gemacht und wurde dort 2002 zum Diakon eingesegnet.

Was fasziniert dich an der Erlebnispädagogik?
Während des Studiums kam ich bei den Erlebnistagen am Schweriner See zum ersten Mal in Kontakt mit der Erlebnispädagogik und es wurde mir schon bald ein Anliegen die handlungsorientierte Pädagogik mit der Religionspädagogik zu verknüpfen.
2005 erarbeiteten wir in Württemberg dazu ein erstes Buch, das die Methoden der Erlebnispädagogik mit der Religionspädagogik verknüpft. Meine Vorstellung des Buches „Sinn gesucht – Gott erfahren“ gibt’s übrigens auf youtube. Das ständige Wechselspiel von Erziehungswissenschaft und Theologie ist in den letzten Jahren prägend für mein religionspädagogisches Handeln geworden.

Was treibt einen Erlebnispädagogen in die virtuelle Welt?
Die Erlebnispädagogik ist für mich bei aller Begeisterung eine Methode von vielen um gemeinsam zu lernen und Bildungsprozesse zu reflektieren. Der Umgang mit den unterschiedlichsten Medien spielt für mich eine große Rolle und das Internet ist meines Erachtens mittlerweile nicht nur Kommunikationsmittel, sondern für viele auch zum Lebensraum geworden. Das aktuelle Zeitgeschehen zeigt täglich, wie die Menschen immer mehr entdecken, dass das Internet keine Einwegkommunikation befördert, sondern zum Mitmachen einlädt. Daran habe ich große Freude und erprobe schon seit einiger Zeit die Möglichkeiten von Wikis, Blogs, facebook und twitter.

Welche Bedeutung haben Medien für dich?
Das Manifest der Initiative „Keine Bildung ohne Medien!” kann ich sofort unterschreiben. Ich finde es wichtig, dass der Erwerb von Medienkompetenz strukturell und dauerhaft in allen Bildungsbereichen verankert wird.
Ich habe einmal im Religionsunterricht die Geschichte der Frauen am Grab mit Hilfe einer Gitarrenmelodiebegleitung erschlossen. Das war schon faszinierend, wie die Kinder aufgrund der Musiksequenzen die einzelnen Etappen der Erzählung wiedergeben konnten und anschließend ihre Beteiligung in Bildern ausgedrückt haben. Medien, ganz egal ob analog oder digital, sind so vielseitig bereichernd für Lernprozesse, dass es eine helle Freude ist, mit ihnen zu arbeiten. Dabei darf ruhig auch mal Quatsch herauskommen, wie bei einem Kinderlied, zu dem mich meine Tochter inspiriert hat. Für die Prozessqualität des Lernens ist es meines Erachtens wichtig, sich Fehler zu erlauben. Ich werbe für eine Lernkultur, in der man sich und seine Fähigkeiten in aller Unzulänglichkeit mit Freude einbringt, und stelle mich auch gerne selbst zur Disposition.

Wo siehst du die Chancen von rpi-virtuell?
Wenn ich das richtig beobachtet habe, wollten die Gründerväter und -mütter von rpi-virtuell eine Plattform konzipieren, die schon von Kindesbeinen an nicht nur Materialien zum Download zur Verfügung stellt, sondern auch zum Mitmachen einlädt. Die ersten Gespräche mit Leuten aus der Community haben mir gezeigt, dass neben der hohen fachlichen Qualität, die hier zu finden ist, tolle Netzwerke entstanden sind. Der kollegiale Austausch und die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft sind Ausgangspunkt für gemeinsame Produktivität. Das weiter anzuregen und dabei mitzumischen, stelle ich mir als eine der schönsten Aufgaben vor, die hier auf mich zukommen.

Wie stellst du dir das Online-Lernen in der Zukunft vor?
Was mir bei rpi-virtuell auffällt ist, dass auf die Lernprozesse und ihre Begleitung sehr viel Wert gelegt wird. Das unterscheidet die Plattform auch von vielen kommerziellen Anbietern, die einfach nur Instruktionen und Material verteilen und dann den Lernerfolg prüfen. Das Online-Lernen der Zukunft wird mit Sicherheit genau darauf Wert legen: Dass die Prozessqualität deutlich an Gewicht gegenüber den Lerninhalten gewinnt und dann natürlich auch evaluierbar werden muss. Außerdem gibt es schon jetzt viele technische Geräte, die wahrscheinlich für viele noch gar nicht im Fokus sind, wie Spielekonsolen, Handys, GPS-Empfänger, Tablet-Computer, Bewegungssteuerungen und und und. Diese Neuerungen werden bestimmt zunehmend nicht nur die Kinderzimmer, sondern auch die Bildungslandschaft erobern.

Was machst du, wenn du mal offline bist?
Ich bin unter die schwäbischen Häuslebauer gegangen und während wir gerade dieses Interview führen, wird in einem kleinen Dorf bei Neuenstadt am Kocher in der Nähe von Heilbronn das Kellerfundament gelegt. Geplant ist, dass wir im Sommer dort einziehen können. Solange wohne ich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern im barocken Ludwigsburg bei Stuttgart. Da beide Kinder noch jung sind, freut es mich sehr, dass ich vorwiegend von zu Hause aus arbeiten kann. So bringt die neue Aufgabe hoffentlich neben vielem Neuen auch reichlich Familienzeit in mein Leben, was ich sehr schätze. Ansonsten erprobe ich mich gerne in den unterschiedlichsten Sportarten, treffe Freunde, lasse mich von allerlei Kultur inspirieren oder mache auch einfach gerne einmal gar nichts.

Wo siehst du rpi-virtuell im Jahr 2015?
Da sehe ich an vielen Stellen tolle Entwicklungsmöglichkeiten. Ich kann ja mal träumen:
2015 ist rpi-virtuell die zentrale Aus- und Weiterbildungsplattform für Religionspädagogik im deutschsprachigen Raum. Studierende werden schon zu Beginn ihrer Ausbildung an ihren Hochschulen mit der Lernplattform vertraut gemacht und nutzen sie ganz selbstverständlich auch als Lehrende gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern. Die Community bietet neben fachlichem Austausch auch soziale Interaktionen, so dass man sich bei rpi-virtuell nicht nur bedient und austauscht, sondern auch zu Hause fühlt und Spaß an der gemeinsamen Produktivität hat – überkonfessionell und über die Generationen hinweg. Alles ist von der Startseite aus mit einem Klick erreichbar und so narrensicher und selbsterklärend in der Navigation, dass schon der erste Besuch von rpi-virtuell ein Lernerlebnis darstellt. I have a dream 😉