Religionswissenschaftler: Islamischer Religionsunterricht wichtig für Spracherwerb

Islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen kann nach Ansicht des Osnabrücker Religionswissenschaftlers Rauf Ceylan das Erlernen der deutschen Sprache fördern. “Studien in den Niederlanden haben gezeigt, dass für viele muslimische Familien die Institution Schule ein fremder Ort geblieben ist”, sagte der Hochschulprofessor in einem epd-Gespräch in Wittenberg. Durch die Einführung von islamischem Religionsunterricht würden sich viele…

Islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen kann nach Ansicht des Osnabrücker Religionswissenschaftlers Rauf Ceylan das Erlernen der deutschen Sprache fördern. “Studien in den Niederlanden haben gezeigt, dass für viele muslimische Familien die Institution Schule ein fremder Ort geblieben ist”, sagte der Hochschulprofessor in einem epd-Gespräch in Wittenberg. Durch die Einführung von islamischem Religionsunterricht würden sich viele Eltern deutlich stärker engagieren, was wiederum dem Spracherwerb aller Familienmitglieder zu Gute käme.

“Der Religionsunterricht ist eine Möglichkeit, um miteinander in den Dialog zu treten”, sagte Ceylan, der seit kurzem 30 Imame an der Osnabrücker Universität ausbildet. Sie gilt als bundesweit einmalige Imamweiterbildung und soll 2012 in einen Bachelor- und Masterstudiengang münden.

Zudem würden besonders introvertierte muslimische Schüler im Religionsunterricht häufig “aufblühen”, sagte er. Auch dies würde sich positiv auf die Bereitschaft auswirken, die deutsche Sprache zu erlernen.

Gleichzeitig sei der Unterricht auch ein Ort, an dem Inhalte kritisch hinterfragt werden könnten, ergänzte der Wissenschaftler. “Wenn man sich überlegt, wo Religion zur Zeit gelebt wird, nämlich in den Familien oder in den Moscheen, dann existiert dieser Raum noch nicht.” Ceylan betonte aber, dass es wichtig sei, Jugendlichen auch die Möglichkeit zu bieten, Zweifel zu äußern.

Für die Umsetzung des Unterrichts hält er die Etablierung einer unabhängigen Religionsgemeinschaft für wichtig. Dennoch werde der Islam eine Religion der “unterschiedlichen Strömungen” bleiben. “Man kann nicht alles konsensualisieren”, sagte er. In Deutschland ist für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts ein direkter Ansprechpartner auf Seiten der muslimischen Verbände notwendig. Diesen gibt es jedoch bislang nicht.

Ceylan hält zudem eine Erweiterung der Ausbildung von Imamen und muslimischen Religionslehrern in Deutschland für unabdingbar. “Wir brauchen mehr Nachwuchs für eine ernstzunehmende wissenschaftliche Community.” Wichtig sei es auch, über die traditionellen Bereiche wie Schule und Moscheen hinaus zu blicken. “Wir brauchen die ausgebildeten Leute auch für die Seelsorge, die Bundeswehr und für Ethik-Diskussionen, wie über Sterbehilfe zum Beispiel”, sagte er.

epd lob cez
Quelle: www.contentpool.evangelisch.de

skoerber
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