Rechtsextremismus in Internet und Schule

Internetauftritte von rechtsextremistischen Gruppen knüpfen gerne an der Lebenswelt von Jugendlichen an und bieten ein breites Betätigungsfeld aus Aktionen, Musik und Freizeitgestaltung. Diese Erlebniswelt kann von Jugendlichen subjektiv als attraktiv erlebt werden. Dabei geht es jedoch nie nur um Spaß und Unterhaltung. Vermittelt werden gleichzeitig demokratiefeindliche, rassistische oder geschichtsfälschende Einstellungen. Aktivitäten des Jugendschutz gegen rechtsextreme…

Internetauftritte von rechtsextremistischen Gruppen knüpfen gerne an der Lebenswelt von Jugendlichen an und bieten ein breites Betätigungsfeld aus Aktionen, Musik und Freizeitgestaltung. Diese Erlebniswelt kann von Jugendlichen subjektiv als attraktiv erlebt werden. Dabei geht es jedoch nie nur um Spaß und Unterhaltung. Vermittelt werden gleichzeitig demokratiefeindliche, rassistische oder geschichtsfälschende Einstellungen.

  • Aktivitäten des Jugendschutz gegen rechtsextreme Inhalte im Internet
  • Erfahrungen aus dem Schulleben – Bericht eines Gymnasiallehrers

Aktivitäten des Jugendschutz gegen rechtsextreme Inhalte im Internet

Auf drei Ebenen ist der Jugendschutz gegen Rechtsextremismus im Internet tätig:

  • Beobachtung der Internetszene
  • Maßnahmen gegen unzulässige Inhalte
  • und Förderung der medienpädagogischen Auseinandersetzung.

Maßnahmen gegen unzulässige Inhalte
Wichtiges Ziel der Projektarbeit von jugendschutz.net ist, Rechtsextremen die Propagandaplattform im Netz zu entziehen und unzulässige Inhalte so schnell wie möglich aus dem Netz zu entfernen. Dies gelang in 80 % der Fälle. Besonders wirksam erwies sich nach wie vor die direkte Kontaktaufnahme zu den Providern.

Förderung der Medienkompetenz
Zur Förderung der
medienpädagogischen Auseinandersetzung wurde die Broschüre "Klickt’s? Geh Nazis nicht ins Netz!"
veröffentlicht. Sie wendet sich an 12- bis 15-Jährige, klärt über rechtsextreme
Internet-Propaganda auf und zeigt, wie man sich gegen
Beeinflussung und Diskriminierungen zur Wehr setzt.

Weiterlesen

  • jugendschutz.net: Projektbericht 2008 mit weiteren Informationen
    PDF-Datei – mehr
  • "Klickt’s? Geh Nazis nicht ins Netz!"
    Infobroschüre für 12-15-Jährige. PDF-Datei – mehr
  • Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsen:
    Nächstenliebe verlangt Klarheit

    "Kirche in Sachsen für Demokratie – gegen Rechtsextremismus"
    Handreichung für Gemeinden zum Umgang mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Mit theologischen Vergewisserungen und Analysen, Informationen und
    Beispiele und Ideen für die
    Arbeit in der Kirchengemeinde – mehr
  • Rechtsextremismus: Informationen, Unterrichtsmaterialien, Seiten für Jugendliche im rpi-Wiki mehr

Erfahrungen aus dem Schulleben

Ein Kollege berichtet: "An unserer Schule, einem Gymnasium, haben
wir einschlägige Erfahrungen mit Neonazis und Sympathisanten.

Innerschulische Disziplinarmaßnahmen
Auch wenn vor Hysterie und falschem Aktionismus gewarnt wird, so kann ich für uns nur sagen, dass hartes innerschulisches Vorgehen, z.B. Disziplinarkonferenz und "Androhung der Entlassung", wenn die Beweislage klar ist, und die Zusammenarbeit mit der Abteilung Staatsschutz der Polizeibehörde hilfreich waren.

Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz
Der Staatsschutz ist auf die Erkenntnisse von Schulleitungen und involvierten Lehrern angewiesen, um Beweismaterial zu sammeln und gegenenfalls Bußgelder und Anzeigen, z.B. gegen Rassismus, Bedrohung, Beleidigung, in Gang zu setzen.

Geldstrafen treffen an einer unangenehmen Stelle. Ein Neonazi-Schüler, der schließlich sein Abitur anstrebt, verhält sich jetzt recht unauffällig. Dafür "verlieren" Sympathisanten rechtsradikales Material wie Sticker oder Flyer "zufällig" auf dem Schulhof.

Was tun? Anregungen und Ideen
Im Gegenzug finden an unserer Schule inzwischen vielfältige Maßnahmen statt. Hier einige Anregungen:

  • Über die Schülermitverwaltung wurde eine Gruppe für Menschenrechte und Toleranz MUT gebildet, die mindestens einmal im Schuljahr eine größere Aktion in der Pausenhalle durchführt.
  • Die Bundeszentralefür politische Bildung bietet eine Fülle von Materialien zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus, darunter auch "Argumente gegen rechtsextreme Vorurteile", die sich im Unterricht besprechen lassen (mehr).
  • Der Verfassungsschutz (mehr) stellt Wanderausstellungen zur Verfügung, die in Pausenhallen oder Foyers Platz hätten.
  • Wir haben bei Projekttagen auch schon Mitarbeiter des Verfassungsschutzes des Landes in die Schule eingeladen. Für die Projektgruppen war das hochinformativ.

Wie ich weiß, meiden manche Schulleitungen solche Aktionen aus Sorge, dass Eltern oder die Öffentlichkeit dann meinen könnten, die Schule habe ein Neonazi-Problem.
Vielleicht lässt sich so etwas in Zusammenarbeit mit Bibliotheken und
Kirchen anbieten?"

Der Name des Kollegen und der Schule wird aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht.

 

Julia Born
Julia Born
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