Jedes zehnte Schulkind ist derzeit ausländischer Staatsangehörigkeit. Dazu kommen weitere Heranwachsender ausländischer Herkunft mit deutschem Pass. Was wissen wir über die Generation, die dort heranwächst und auf die wir mit angewiesen sind, um unseren Rang als führende Industrienation zu behalten? Eine Reihe von interessanten Veröffentlichungen untersuchen religiöse Jugendkulturen, Jugendkriminalität und Einstellungen zur Schule. Islamische Jugendliche…
Jugendliche mit Migrationshintergrund: Religion, Schulerfolg, Gewaltbereitschaft
Jedes zehnte Schulkind ist derzeit ausländischer Staatsangehörigkeit. Dazu kommen weitere Heranwachsender ausländischer Herkunft mit deutschem Pass. Was
wissen wir über die Generation, die dort heranwächst und auf die wir
mit angewiesen sind, um unseren Rang als führende Industrienation zu
behalten? Eine Reihe von interessanten Veröffentlichungen untersuchen
religiöse Jugendkulturen, Jugendkriminalität und Einstellungen zur
Schule.
Islamische Jugendliche und Religion
Eine neue Broschüre will Unterrichtende informieren über die vielfältigen Jugendkulturen in Deutschland, die sich
ganz bewusst auf den Islam beziehen.
Dabei geht es um Accessoires und ihre Funktion als Erkennungszeichen, um Musiktrends, Internetangebote und Organisationen.
Protest und Provokation, so die Autoren, und
das Erproben von auch extremen Verhaltensweisen gehören dabei durchaus zur Jugendbewegung
bzw. zur Identitätsbildung.
- Spiegel: Islam als Lifestyle
"’Mit Lederjacke und Irokesenschnitt kann man heute keinen
Lehrer mehr schocken. Wenn man allerdings sagt, man sei radikaler
Muslim und wolle eine Frau mit Gesichtsschleier heiraten, kann man sich
der Reaktionen sicher sein.’
Die Autoren sehen es so, dass auch die Befürwortung des Dschihad – des
Kampfes gegen die Ungläubigen – für manche Jugendlichen Ausdruck ihres
Protests gegen die Obrigkeit ist"
– mehr
- Mut gegen rechte Gewalt.de:
"Die Autoren, Jochen Müller, Götz Nordbruch und Berke
Tataroglu, konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf explizit
religiöse, konservative und islamistische Jugendkulturen"
Ausführliche Rezension – mehr
- Schule ohne Rassismus:
Themenheft "Jugendkulturen zwischen Islam und Islamismus" (mit Bestellmöglichkeit) – mehr
Schule: Jugendliche mit Migrationshintergrund benachteiligt
Schon die erste
Pisa-Studie machte deutlich, dass in kaum einem anderen Land die Schulleistungen von
Migrantenkindern so deutlich hinter denen ihrer Mitschüler
zurückbleiben wie hierzulande. Schüler der zweiten Generation schneiden
sogar schlechter ab als diejenigen, die als Kinder mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen sind.
Insgesamt gab es im Schuljahr 2006/2007 rund 898 000
Schülerinnen und Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit an
allgemeinbildenden Schulen in Deutschland, das sind 9,6% aller Schüler. Davon besuchten im Schuljahr 2006/2007 etwa 20% der
ausländischen Schüler die Hauptschule, jedoch nur 9% der deutschen
Schüler. (Quelle: Statistisches Bundesamt – mehr)
-
taz: "Viele Kinder haben sich aufgegeben"
Bildungsforscher Klaus Hurrelmann im Interview:
"Wenn eine große Gruppe von Menschen
mit einem bestimmten sozialen Hintergrund – relativ arme Elternhäuser,
relativ niedriger Bildungsgrad der eigenen Eltern und relativ schlechte
soziale, sprachliche und kulturelle Integration – so stark
benachteiligt wird, dass sie aus der Gesellschaft rausgedrängt wird,
wirkt sich das negativ auf alle aus.
Man kann auch noch weiter gehen:
Die strukturelle Benachteiligung von derzeit rund 20 Prozent eines
Jahrgangs gefährdet auf Dauer unsere Demokratie."- mehr
-
Spiegel:
"Die türkische Mittelschicht gründet eigene Privatschulen, weil sie sich im öffentlichen System benachteiligt fühlt." – mehr
Jugendliche und Kriminalität, Alkohol, Schule
Langzeituntersuchung in Duisburg
Klaus Boers, Kriminologe an der Universität Münster, und Jost
Reinecke, Soziologe an der Universität Bielefeld, befragten in einer
Studie 3400 Heranwachsende in Duisburg alljährlich seit ihrem 13.
Lebensjahr. Die Untersuchung soll bis zum 30. Lebensjahr fortgesetzt
werden.
Kriminalitätsrückgang im 15. Lebensjahr
Bei den Fragen geht es um Kriminalität, Alkoholkonsum, Schule, Gewalt. Bemerkenswert die Erkenntnis, dass die höchste
Kriminalitätsbelastung früher als bislang angenommen liegt und der
Kriminalitätsrückgang bereits im 15. Lebensjahr einsetzt. Die meisten
Jugendlichen begehen nur ein bis zwei Taten: "Der
allergrößte Teil der Jugendkriminalität regelt sich aufgrund von
angemessenen Reaktionen in den Familien und Schulen von selbst", so die
Wissenschaftler.
Türkische Mädchen am wenigsten gewalttätig
In Hinblick auf gewalttätiges Verhalten ließen sich kaum Unterschiede
zwischen Jugendlichen türkischer und deutscher Herkunft feststellen.
"Die Gründe erscheinen
vielfältig: Die Jugendlichen türkischer Herkunft bekennen sich häufiger
zu traditionellen Werten und Religiosität, konsumieren weniger Alkohol
und Drogen und sind in der Bildung nicht durchweg benachteiligt.
Insgesamt sind Mädchen deutlich weniger gewalttätig als Jungen und
treten im Jugendalter drei- bis zehnmal seltener als Intensivtäterinnen
in Erscheinung. Türkische Mädchen sind dabei noch weniger gewalttätig
als deutsche."
- Universität Münster:
Ausführliche Pressemitteilung – mehr
- Telepolis:
"Studie räumt mit manchen Vorurteilen über Jugendkriminalität auf" – mehr
Gewaltausbrüche: Was führt dazu? Was kann man tun?
-
Nürnberger Nachrichten
Anlässlich eines Überfalls in Nürnberg befragten die Nürnberger Nachrichten Gerhard Schlögl, Chef der Nürnberger Polizei.
"Wenn bestimmte Risikofaktoren im Bündel zusammenkommen, ist die
Wahrscheinlichkeit größer, dass Jugendliche zu Gewalttätern werden. Das
hat im Übrigen nichts mit der Nationalität zu tun." – mehr
- Stern: "Die meisten Täter waren gute Schüler"
Auch ein Artikel aus dem Stern räumt auf mit vorgefassten Meinungen über Amokläufer: Die meisten waren gute bis sehr gute
Schüler und hatten enge Freunde. Sie gehörten
oft sogar zu Vereinen oder anderen festen
Gruppen.
"Statt sich … vor allem Gedanken über die
mehr oder minder ausgeprägte Brutalität von Spielen und Videos auf den
Festplatten hierzulande zu machen, scheint es überaus sinnvoll, den
jugendlichen Köpfen vor dem Computer mehr Aufmerksamkeit zu schenken." – mehr