Second Life: Interviews in der virtuellen Marienkirche

Als Avatar “Yves Augenblick” wird Vikar Carsten Lindner demnächst Besucherinnen und Besucher der virtuellen Marienkirche in Second Life interviewen. Was es damit auf sich hat und welchem Zweck diese Befragung dient, berichtet er im Interview. Carsten Lindner, Vikar in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, hat  für sein zweites theologisches Examen ein ganz besonderes Projekt gewählt, nämlich…

Avatar Yves AugenblickAls Avatar “Yves Augenblick” wird Vikar Carsten Lindner demnächst Besucherinnen und Besucher der virtuellen Marienkirche in Second Life interviewen. Was es damit auf sich hat und welchem Zweck diese Befragung dient, berichtet er im Interview.

Carsten Lindner, Vikar in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche
Hannover, hat  für sein zweites theologisches Examen ein ganz
besonderes Projekt gewählt, nämlich eine Befragung von Personen in der
virtuellen Welt “Second Life”.

Wissenschaftliche Nutzerbefragung 
Worum geht es dabei, Herr Lindner?
Ab dem 10.08.2008 werde ich jeden Tag außer montags von 14:00-22:00 Uhr als Avatar “Yves Augenblick” die Besucher der virtuellen Marienkirche in Second Life interviewen. Zusammen mit verschiedenen Partnern aus Kirche,
Universität und dem Internetbereich wird hier eine wissenschaftliche
Nutzerbefragung entstehen zu den Erwartungen an die evangelische Kirche
in virtuellen Räumen. 

Was ist an Second Life so interessant?

Diese
virtuelle Welt löst schon heute räumliche und soziale Grenzen auf. Gewissermaßen “Web 3.0”. Jetzt, nachdem der Hype um Second Life vorbei
ist, beginnt die Konsolidierungsphase. Und die ist für uns interessant.

Möglichkeiten noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft
Virtuelle
Welten sind noch etwas relativ Neues im Internet, sie stecken noch in der Anfangsphase. Wenn man bedenkt, wie schnell sich das Internet
entwickelt hat, kann man sich eigentlich nicht mehr leisten, diese
Entwicklung zu ignorieren. Die Sozialforschung beginnt seit etwa zwei
Jahren, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einige
Religionswissenschaftler haben hier auch
schon Pionierarbeit geleistet.

Die
Möglichkeiten sind noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Ich
halte es für absolut möglich, dass in zehn Jahren das ganze Internet so
aussehen könnte wie heute Second Life: Eine virtuelle Welt, in der man
sich ähnlich wie in der realen Welt bewegen und kommunizieren kann.

Privat beschäftige ich mich natürlich auch mit Second Life und
überhaupt mit allem, was (jetzt noch) Tasten hat.

Marienkirche, Second Life, newBERLINWelche Visionen von Kirche haben “Netznomaden” und Webworker?
Wofür werden die Erkenntnisse hilfreich sein?
Wir
möchten herausfinden, welche Angebote sich die Besucher von der Kirche
in Second Life wünschen und welche Visionen sie von evangelischer
Kirche in virtuellen Umgebungen haben.

Gerade weil das eigentlich überhaupt nicht unsere Zielgruppe ist, sind die Nutzer von Second Life für uns so interessant: Es sind die mobilen, ungebundenen 30-Jährigen vom Netz-Nomaden bis zum Webworker. Hier können wir versuchen, mit diesen Leuten in Kontakt zu kommen und fragen, was ihnen bei uns fehlt. In einem ganz neuen Medium praktisch von null anzufangen, birgt enorme Chancen.

Dass ein Bedarf an religiösen Angeboten da ist, zeigt das große Angebot an freien Second-Life-Kirchen, die jeder eröffnen kann. Unsere hier gewonnen Erfahrungen sind eine wichtige Grundlage, um die Anforderungen in Second Life besser einschätzen zu können. Das kann natürlich langfristig auch bedeuten, dass solche virtuellen Welten nicht der Platz für uns sind. Aber das glaube ich persönlich nicht.

Community “newBERLIN”: Berlin in Second Life
Sie haben ja auch kompetente Unterstützung im Boot bei Ihrem Projekt!
Sehr kompetente Unterstützung. Die Berliner Agentur YOUin3D.com und die Internetarbeit der EKD ermöglichen und begleiten das Projekt. Was uns besonders freut, ist die Tatsache, dass die Agentur auf uns zugekommen ist und nicht umgekehrt. Die bauen Berlin als “newBERLIN” in Second Life nach und haben eines Tages gesagt: “Da ist doch eine Kirche, die wollen wir dann auch mit echter Kirche füllen!” So wurde dieses Projekt geboren.

“newBERLIN”, wo die Kirche steht, ist eine der größten und am stärksten frequentierten deutschen Communities. Eine bessere Lage könnte man sich also
für so ein Projekt gar nicht wünschen. Außerdem besteht ein Kontakt zu
den religionswissenschaftlichen Instituten der Universitäten Heidelberg
und Bremen, die uns vor allem bei der Erhebung und wissenschaftliche
Analyse der gewonnenen Daten beraten.

Vorbeischauen in der Marienkirche!
Was können Leserinnen und Leser tun, die sich für Ihr Projekt interessieren?
Schauen
Sie doch einmal vorbei bei uns in Second Life in der virtuellen Marienkirche! Wenn Sie Lust haben, geben Sie uns dort ein Interview.
Ich muss sagen, ich bin persönlich schon ausgesprochen gespannt auf die Ergebnisse!

Das Interview führte Julia Born.

Mehr Infos 

  • Carsten Lindner als Avatar Yves Augenblick
    Ab dem 10. August interviewt Carsten Lindner täglich außer montags von 14:00-22:00 Uhr als Avatar “Yves Augenblick” die Besucher der Marienkirche in Second Life.
    Von 19:00-20:00 Uhr gibt es in dieser Zeit eine regelmäßige Informations-Runde zu dem Projekt.
  • Fotoserie: Marienkirche in Second Life
    Picasa: mehr
  • Second Life: Marienkirche besuchen
    Hier kann man sich auch bei Second Life anmelden bzw. weitere Infos erhalten.
    Direkt zur Marienkirche (slurl): mehr
  • Mehr Infos über Second Life
    rpi-virtuell: “News aus Second Life”: mehr

 

 

Julia Born
Julia Born
Artikel: 790