Himmlische Versprechen

Christi Himmelfahrt: ein Fest mit Bezug zur Lebenswelt junger Menschen – dies versprechen die unkonventionellen Gedanken zum Himmelfahrtsfest von Reiner Andreas Neuschäfer.   Versprochen ist versprochen – Christi Himmelfahrt „Versprochen ist versprochen!" Kinder haben Recht, wenn sie ihre Eltern erinnern und einfordern, sie sollen ihre Versprechungen auch einhalten. Christi Himmelfahrt ist so eine Art Erinnerung an…


Christi Himmelfahrt: ein Fest mit Bezug zur Lebenswelt junger Menschen – dies versprechen die unkonventionellen Gedanken zum Himmelfahrtsfest von Reiner Andreas Neuschäfer.

 

Versprochen ist versprochen – Christi Himmelfahrt

„Versprochen ist versprochen!" Kinder haben Recht, wenn sie ihre Eltern
erinnern und einfordern, sie sollen ihre Versprechungen auch einhalten.
Christi Himmelfahrt ist so eine Art Erinnerung an ein hohes
Versprechen. Kurz bevor Jesus zum letzten Mal vor Augen war, kam seinen
Jüngern zu Ohren: „Siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt
Ende!" (Matthäus 28,20). Dieses Fest mitten in der Woche ist also ein
Denkmal für eine Zusage: da mischt jemand mit und ist mittendrin dabei,
wenn unter dem Himmel etwas abgeht. Doch sind das nicht nur schöne
Worte?

Was ist nicht schon alles versprochen worden! Wie viele Versprechungen
und gute Vorsätze haben Kinder schon gehört?! Und wie oft haben sich
solche schönen Worte als hohl erwiesen, als unzuverlässig?! Wie viele
Enttäuschungen mussten hingenommen werden?!

Zu recht sind deshalb
manche skeptisch geworden oder misstrauisch gegenüber allen
Versprechungen. Da hat jemand versprochen zu schreiben und was ist? Der
Briefkasten oder die E-Mail-Box bleiben leer. Da wurde versprochen: Ich
melde mich. Und was ist? Kein Anruf. Da wurde zugesagt: Ich komme bald
wieder vorbei. Und was ist? Bis heute kein Besuch. Von den vielen Tauf-
und Eheversprechen mal ganz abgesehen. Bei manchen ist die ganze Lebensgeschichte ja so etwas wie die Aneinanderreihung von Enttäuschungen. Von Kindesbeinen an.

So ist es jedes Mal neu eine Überwindung, ein Versprechen zu hören. Für
viele nicht nur eine Überwindung, sondern eine Überforderung. Sie
können kaum noch ein Wort glauben, einer Zusage vertrauen. Es wird ja
doch alles anders werden.

Zu Christi Himmelfahrt sagt jemand seine Nähe zu, ein Nahe-sein, eine
Begleitung „in guten und in bösen Tagen". Diese Nähe will mehr sein als
der in der Werbung versprochene Slogan: „Immer da – immer nah!" und
auch mehr als das Olympia-Motto: „Dabei sein ist alles!" Ein schönes
Versprechen. Doch was steckt dahinter? Wo erleben wir so ein Zeichen
seiner Nähe? Da frage ich mich schnell: Wo ist Deine Nähe, wenn alles
so ganz anders läuft? Wo war Deine Nähe, als Du diesen lieben Menschen
von meiner Seite nahmst? Wo warst Du, als meine guten Pläne durchkreuzt
wurden?

Viele fragen so und stellen das göttliche Nahesein generell in Frage.
Ihnen ist der Gedanke näher: Komme mir nicht zu nahe, bleib mir lieber
vom Halse …

Es gibt ein Missverständnis dieser Zusage von Jesus: Ich bin bei Euch
alle Tage. Zum Beispiel: Mir kann nichts mehr passieren. Oder: Ich
werde von allen Leiden verschont. Oder: Gott schickt mir Wunder am
laufenden Band.

Jesus sagt jedoch lediglich zu: Ich bin bei Euch. Ich bekomme das mit.
Ich bin ansprechbar. Das genügt. Das genügt für die guten Tage, aber
auch für die schweren und die durchwachsenen. Das heißt aber auch: Ich
bin bei Euch schweren Charakteren, bei Euch versagenden und verzagten
Menschen, bei Euch schwachen und enttäuschten Menschen.

Es gibt von Anfang des Lebens an niemanden, der von Enttäuschungen
verschont bliebe. Doch es gibt jemanden, der das alles mitbekommt und
der von Anfang an ansprechbar ist:

Wo ich an meiner Seele verletzt werde – und keiner bekommt das mit.

Wo ist fertig bin – und keiner bekommt das mit.

Wo mir das Leben zu schwer wird – und keiner bekommt das mit.

Ein guter Religions- oder Ethikunterricht in der Schule kann schon
Kindern diese gute Seite von Religion vor Augen malen, ohne zu viel zu
versprechen. Dass Kinder rechtzeitig zu ihrem Recht auf Religion
kommen, dafür setzen sich viele Menschen jeden Tag in Kindergärten,
Schulen, Gemeinden und nicht zuletzt Zuhause ein. Versprochen ist
versprochen!

 

Reiner Andreas Neuschaefer
Reiner Andreas Neuschaefer
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