republica: re ligion – unser täglich #flausch gib uns heute

Der Kirchentag der Internetgemeinde ist vorbei, doch Religion spielte auf der re:publica in Berlin vergangene Woche eigentlich gar keine Rolle. Das Internet ist angekommen in der Breite der Gesellschaft. Auf der bisher größten re:publica trafen sich über 5000 Menschen in Berlin vom 2.-4. Mai zur zentralen deutschsprachigen Konferenz ACT!ON.  Das Programm war dieses Mal so vielfältig,…

Der Kirchentag der Internetgemeinde ist vorbei, doch Religion spielte auf der re:publica in Berlin vergangene Woche eigentlich gar keine Rolle.
Das Internet ist angekommen in der Breite der Gesellschaft. Auf der bisher größten re:publica trafen sich über 5000 Menschen in Berlin vom 2.-4. Mai zur zentralen deutschsprachigen Konferenz ACT!ON.  Das Programm war dieses Mal so vielfältig, dass thematische Tracks eingeführt wurden: re:health – Gesundheitswesen, re:learn – Bildung, re:mix – Urheberrecht, re:port – Journalismus, re:publica – Netzpolitik, re:…
Was gefehlt hat ist allerdings: re:ligion!

Vermisst haben die re:ligion jedoch nur die wenigen angereisten Internetbegeisterten mit kirchlichem Hintergrund: “Stehen in Dörfern und Städten noch Kirchen aus Stein, gibt es für Radio und Fernsehen noch Rundfunkräte, in denen Kirchenvertreter Mitglieder sind, so fällt das Fehlen von Kirchen im digitalen Dorf der re:publica nichtmals auf.” bloggt Ralf-Peter Reimann.

Und so sind es die bereits bekannten Revolutionäre der Internetgeneration, wie  Sascha ‘Che’ Lobo, der von der Kanzel herab das Vakuum füllt und seinen eigenen Missionsbefehl ausgiebt: “Ich möchte voll auf die Pathoshupe drücken und meine ganze apellative Kraft nutzen um zu sagen: Macht 2012 zum Jahr der Blogs! Tragt die Blogbotschaft in die Welt. Überzeugt eure Geschwister. Macht ein, zwei, viele Blogs.”

Das konstruktivisitische Menschenbild der Netzgemeinde erklärt Prediger Lobo anhand eines Tweets:
“Zwischen Bewunderung und Tötung ist alles nur ausgedacht. Man konstruiert sich die Welt so wie man möchte. Auch das Internet ist nur ausgedacht. Es gibt keinen natürlichen Zustand des Internets. Und dann kommt Kosmars große Auflösung dieser vollständigen Konstruktion: So sind die Menschen. Zwischen Resignation und Enttäuschung aber auch ein bisschen eine Erklärung und etwas Verwunderung ist dabei: So sind die Menschen. Und damit ist dann die gesamte Geschichte der Menschheit, diese Konstruktion zwischen Tod und Bewunderung in einem Tweet erzählt. Die biblische Komponente. Die Hoffnung am Ende. Resignation – Erklärung. Gepriesen sei Kosmar! Amen.”

Es braucht neue Narrative – re:ligion

Wenn sich Menschen mit Religion im Wortsinne auf etwas zurückführen (religare), verbinden sie sich im Internet mit anderen Menschen.
Wenn Kirche also im Internet Relevanz entfalten will, kann sie das offensichtlich nicht mehr auf Grund ihrer institutionellen Legitimation. Wohl aber aufgrund ihrer gesellschaftlichen Relevanz und ursprünglichen Theologie. Reformatorische Kraft ist keine Energie, die sich aus dem Medium des Internets heraus einfach so ergibt, sondern es sind immer inspirierte und inspirierende Menschen, die etwas bewegen und sich organisieren. Es ist also an der Zeit, sich von den Web-Evangelisten begeistern zu lassen zu gemeinschaftlichem Engagement für die beste Botschaft der Welt!

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Artikel: 869

5 Kommentare

  1. Tatsache. Ich bin gläubiger und praktizierender Katholik und mir hat auf der #rp12 auch ein wenig das Thema Religion/Philosophie/etc. gefehlt. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass Sessions zu diesen Themen nicht gerade wenige Leute interessieren könnten.

    Aber dazu muss das Internet erst noch viel mehr zur Plattform der Gläubigen werden. Es gibt gute Ansätze, aber insgesamt ist das Thema Christentum hier noch lächerlich unterrepräsentiert. Ich versuch auf meinem blog regelmäßig kirchliche Themen unter zu bringen (habe dort übrigens auch umfangreich über die re:publica berichtet), will aber auch keinen reinen Religions-Blog betreiben. Vielleicht irgendwann mal…

  2. Danke, Jörg Lohrer, für diesen guten Denkanstoß, den ich gerne digital weiter verbreite (“twittere”). Wo sind die kirchlichen Pioniere von einst (“ChurchMail”-Netz mit FidoNet-Technik vor dem Internet!) geblieben? Trauen sie sich nicht einem deutschen Pseudo-Internet-Papst Sascha Lobo entgegen zu treten? Die Chance liegt m.E. im Narrativen (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Narrative_Exegese und google “Narrative Theologie”).

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