Andreas Ziemer arbeitet am Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Landeskirchen Mitteldeutschlands und Anhalts in Drübeck. In den vergangenen zwei Jahren wurde dort ein eLearning-Modul zum kompetenzorientierten Religionsunterricht entwickelt. Jörg Lohrer von rpi-virtuell sprach mit ihm: Andreas, was kann man mit diesem Modul lernen? Das eLearning-Modul wurde für die Aus- und Fortbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern entworfen. Es…
An Unterrichtsituationen lernen: Praktische Kompetenzorientierung für den Evangelischen Religionsunterricht.
Andreas Ziemer arbeitet am Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Landeskirchen Mitteldeutschlands und Anhalts in Drübeck. In den vergangenen zwei Jahren wurde dort ein eLearning-Modul zum kompetenzorientierten Religionsunterricht entwickelt. Jörg Lohrer von rpi-virtuell sprach mit ihm:
Andreas, was kann man mit diesem Modul lernen?
Das eLearning-Modul wurde für die Aus- und Fortbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern entworfen. Es thematisiert die Diskussion um “guten Unterricht” und wirft Fragen nach dem Verständnis von Kompetenzorientierung im Religionsunterricht auf. Im Zentrum stehen vier Filmsequenzen, die evangelischen Religionsunterricht zeigen. Die Unterrichtsstunden sind keine Lehrfilme im klassischen Sinne. Wir erheben nicht den Anspruch, Qualitätsstandards zu setzen. Das muss man klar sagen. Wir wollen aber fachlich und unterrichtspraktisch fundierte Gesprächsanlässe bieten, um die eigene Unterrichtspraxis zu bedenken oder, wenn man in der Ausbildung ist, seine Vorstellung von gutem Unterricht mit anderen zu reflektieren.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Mein Kollege Dr. Matthias Hahn und ich haben in den letzten Jahren didaktische Konzeptionen, Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien für einen kompetenzorientierten Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt und Thüringen entwickelt. Nach einer Präsentationsvorstellung neuen Unterrichtsmaterials kamen wir mit einer Gruppe von Referendarinnen und Referendaren ins Gespräch. Plötzlich standen Fragen im Raum: Die Unterrichtsideen sind ja ganz schön, aber wie geht denn jetzt der kompetenzorientierte Unterricht ganz praktisch? Können wir den irgendwo erleben? Wie muss man diese Art des Unterrichts planen? Was muss man beachten? Woran kann man Kompetenzorientierung erkennen? In der Folge haben wir mit dem Fachseminar für Evangelische Religion in Magdeburg und der Fachseminarleiterin Sylvia Hügel eine enge Kooperation aufgebaut.
Wie sah das genau aus?
In einer Reihe von Sitzungen haben wir mit der Fachseminargruppe zunächst didaktische Leitkriterien kompetenzorientierten Unterrichtens erarbeitet. Dabei kamen gleichermaßen die Vorschläge des Oldenburger Modells zum Tragen als auch unsere eigenen Überlegungen. In der Folge entstanden Sequenzplanungen und konkrete Stundenentwürfe. Wir hatten vereinbart, dass im Gegenzug der Unterricht durch ein Filmteam aufgenommen werden durfte. Vier junge Kolleginnen und Kollegen sind mit uns diesen Weg bis zur Publikation gegangen.
Mit wem habt ihr kooperiert?
Neben der Gruppe aus dem Fachseminar haben wir eng mit einem Team von Studierenden aus dem Bereich Medieninformatik der Hochschule Harz/Wernigerode zusammengearbeitet. Mit Prof. Martin Kreyßig haben wir das Aufnahmesetting entwickelt. So kann trotz der „Störungen“ durch das Filmteam (Kameras, Mikrofone, Regie) der Unterricht als normaler Unterricht gelten und wurde nicht zu einem Schauspiel. Andererseits gelangen so qualitativ hochwertige Aufnahmen, dass die Wahrnehmung des Unterrichtsgeschehens durch technische Mängel nicht gestört wird.
Mit Prof. Olaf Drögehorn haben wir die Lernoberfläche entwickelt. Dabei wurde zwischen den Studierenden und uns vor allem die Frage diskutiert wie viel Lenkung durch das Modul vorgegeben sein soll und mit welcher Freiheit der Nutzer daran arbeiten können muss.
Was bietet euer eLearning Modul?
Im Zentrum stehen vier 45minütige Filmsequenzen, die die Praxis des evangelischen Religionsunterrichtes in der Grundschule, der Sekundarstufe I und in der gymnasialen Oberstufe zeigen. Neben den Unterrichtsstunden erläutern kurze Clips Kriterien guten Unterrichts. Weiter sind die transkribierte Unterrichtsverläufe, Interviews mit Lehrkräften und Schülern, Stundenentwürfe, die verwendeten Materialien sowie ein interaktives Videotutorial enthalten.
Wie habt ihr die Kompetenzorientierung eingetragen?
Unterhalb des Unterrichtsvideos befindet sich ein Band mit ausgewählten Kriterien guten Unterrichts, ähnlich den Vorschlägen des Oldenburger Dekalogs von Hilbert Meyer. Klickt man diese Button wird der laufende Unterricht unterbrochen und man kann seine Beobachtungen mit Hilfe eines Kriteriums fokussieren oder miteinander reflektieren. Alternativ kann auch direkt eine Sequenz der Stunde mit Hilfe der Kriterien aufgerufen und so die Stunde interessengeleitet entdeckt werden. Man muss also nicht chronologisch vorgehen wie bei einer Hospitation, sondern kann asynchron am Unterricht arbeiten. Wir erwarten, dass sich dadurch die religionspädagogischen Wahrnehmungs- und Reflexionskompetenzen vertiefen.
Was braucht man, um damit arbeiten zu können?
Das Modul kann nur auf Computern installiert werden, die mindestens mit Windows XP arbeiten und auf denen 12 GB Speicherplatz vorhanden ist. Daneben empfiehlt sich ein Beamer und Lautsprecher. Sind mehrere Maschinen vorhanden, können die Sequenzen auch interessengeleitet in Kleingruppen erarbeitet werden. Für die Reflexion ist dieser Weg natürlich zu empfehlen.
Habt ihr selbst schon damit gearbeitet?
Wir haben Vorstufen des Moduls in der Lehrerfortbildung und in Qualifikationskursen bei uns am Institut getestet. Dr. Matthias Hahn hat im Rahmen seines Lehrauftrages an der Universität Erfurt in Blockseminaren damit gearbeitet. Die Rückmeldungen aus den Gruppen haben wir aufgenommen.
Gibt es irgendwo weitere Infos und eine Bestellmöglichkeit?
Für einen ersten Eindruck haben wir das Videotutorial und einen Ausschnitt aus einem Unterrichtsfilm online gestellt. Dort findet sich auch unser Booklet mit Ideen zum Einsatz des Moduls.
http://pti.ekmd-online.de/portal/wortwolke/18752.html
Die Kontaktdaten für eine Bestellung lauten:
Pädagogisch-Theologisches Institut Drübeck, Klostergarten 6, 38871 Drübeck
PTI.Druebeck@ekmd.de
Fon: 039452/94312
Fax: 039452/94311
Wird es einen Nachfolger geben?
Im Augenblick arbeiten wir an einer Planung für eine Fortsetzung, allerdings mit einem etwas anderen Fokus.
Kann man euch irgendwie zu einer Fortbildung buchen?
Bei Interesse können Dr. Matthias Hahn oder ich als Referenten für Fortbildungen gewonnen werden, auf denen wir zeigen, wie wir mit dem Material arbeiten.
Ich danke dir für das Interview.
Danke für das Interesse.
Hier noch ein Video-Ausschnitt zum Kriterium “Lernstandsdiagnosen”:
httpv://www.youtube.com/watch?v=sCA-PU6iKLc