Haben wir was in Reli auf?

Artikel im Feuilleton der FAZ vom 8.1., der einen religiös anspruchsvolleren Religionsunterricht fordert.

‘Der Religionsunterricht ist zwischen Grundgesetz, Biographiebegleitung und Glückskeks-Weisheiten angesiedelt. Er sollte sich anders positionieren: bescheidener und anspruchsvoller.’

Ein Artikel mit einigen steilen Kurven zum Religionsunterricht auf den Seiten der FAZ vom 08.01.2019

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Andrea Lehr-Rütsche
Andrea Lehr-Rütsche
Artikel: 1655

2 Kommentare

  1. Was ist eigentlich das Oberste Lernziel des Religionsunterrichtes: In meinen Augen das folgende: Der Religionsunterricht soll Schüler befähigen in jetzigen und zukünftigen Situationen sachlich richtige und ethisch verantwortliche Entscheidungen zu treffen, in denen Werte des friedlichen menschlichen Zusammenlebens abzuwägen sind. Das ist ganz grob formuliert und bedarf noch Ergänzung, aber es zeigt die Zielrichtung.
    Religionsunterricht sollte sowas wie Leitplanken bilden, Leitplanken für das eigene Handeln in der Welt. Darf man alles, was man kann? (Genmanipulation z.B.). Glaube kann dabei die Antriebsfeder und der Halt sein, sich auch gegen mögliche Mehrheitsmeinungen (Rassismus) zu wehren und den Mut zum Widerspruch zu fördern.Damit meine ich nicht nur den Glaube an einen bestimmten Gott. Wir leben nun in einer Welt, in dem das Gebilde Gott keine große Rolle mehr spielt oder zunehmend zur privaten Einstellung geworden ist. Auch Menschen, die nicht an eine Art Gott glauben, brauchen Leitlinien für den Umgang miteinander. Jesus ist Ausgangspunkt, andere sich an ihm orientierende Menschen der Geschichte weiterer. Wichtig wäre für mich Jesus als einen normalen Menschen zu betrachten. Als religiöser Superman ist er vom Menschen zu weit weg, als dass man ihm nachfolgen könnte. Da wir aber in einer Welt leben, in der nicht nur Christen und Atheisten leben, sondern auch andere Religionen, mit denen ein friedliches Miteinander ein wichtiges Ziel ist, bin ich Befürworter eines Religionsunterrichtes, in dem die gesamte Klasse sitzt, nicht getrennt nach Religionen. In einer Zeit der ständigen Abgrenzung brauchen wir wieder das verbindende. Was ist uns gemeinsam (Goldene Regel), wie können wir es schaffen. Ist es nicht gleichgültig, in welchen Formen der Glauben ausgedrückt wird, sondern angesichts des Ziels, wie können wir friedlich miteinander leben. Das wäre Aufgabe der staatlichen Schule, religiöse Unterschiede einzubinden in unsere Auffassungen von Demokratie und Menschenwerten. Wir können auch voneinander lernen, das Verständnis, dass es Unterschiede gibt und warum, ist der erste Baustein gegen Vorurteile, die Grundlage des Hasses sind, der gegenwärtig in der Gesellschaft mehr und mehr Platz greift. Für mich ist das Folge des Verlustes besagter Leitplanken der Wertebildung. In welchem Fach in der Schule kann dies dann noch erfolgen? Wo wird in über die Ängste der Menschen gesprochen, die sich gegenwärtig emotionalisieren lassen und daher manipulierbar sind für Verführer, wo wird über Mut und Vertrauen und Zuversicht gesprochen. Wo werden Menschen noch mit Hoffnungen und Chancen vertraut gemacht? Eigentlich nur noch im Religionsunterricht, wenn er sich nicht abgrenzt, wenn er das Leben der Menschen aufgreift (z.B. Situation Germany´s Next Topmodel: Als Model kann ich nur dann erfolgreich sein, wenn ich a) einem bestimmten Schönheitsbild entspreche und meine Individualität abgebe, Modell heißt modellierbar sein. Was bedeutet das für mich, wer setzt das Schönheitsbild usw.usw. Ich wünschte mir, dass ein Mädchen, das eine solche Karriere machen will, diese Gedankengänge für sich durchdacht hat und nicht nur daran, wie berühmt es wird oder wieviel Geld es verdient).

  2. Ich stimme den Äußerungen zu! Sie sind ‘praxis-gesättigt’ und zeigen Orientierung. Das Bild mit den Leitplanken gefällt mir gut!

    Die Diskussion wird noch von einem anderen “Hessen” weiter geführt. Wolfgang Sander, Gießen, zielt mit seinen kommentierenden Überlegungen auf eine mehrschichtige Konstruktion für das Fach Religion, die den heutigen Erfordernissen besser genügt. Das ist gleichfalls in der FAZ zu lesen: https://edition.faz.net/faz-edition/feuilleton/2019-01-14/d7b0d6ee7576c0d95af52523eeb321fb/?GEPC=s3

    Hoffentlich gibt es noch mehr Stimmen dazu. Vor allem auch aus der Praxis!

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