Pro und Kontra: Widerspruchslösung bei der Organspende

Artikel mit den wichtigsten Argumenten für und gegen die Widerspruchslösung bei der Organspende im epd-wochenspiegel vom 10.09.18

Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Organspenden den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, spricht sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für die sogenannte Widerspruchslösung aus. Damit wäre jeder automatisch ein Spender, solange er oder seine Angehörigen nicht ausdrücklich widersprechen. Bislang muss in Deutschland für eine Organentnahme eine Zustimmung vorliegen. Der Vorstoß des Gesundheitsministers sorgte für eine kontroverse Debatte. Der evangelische Pressedienst (epd) hat die wichtigsten Argumente für und gegen die Regelung zusammengestellt.

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Andrea Lehr-Rütsche
Andrea Lehr-Rütsche
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Ein Kommentar

  1. Wenn sich Menschen ethisch-medizinisch an einer Grenze entlang bewegen, gibt es keine “sauberen” Lösungen. Dass Spahn diese Herausforderung durch eine Gesetzesänderung umgehen will – mehr Spender generieren, weniger Probleme – verschärft in Wahrheit das Problem.
    Zur Erinnerung: Die Nöte der chronisch Kranken sind bedrückend – die Erwartungen an die moderne Medizin grenzenlos. Das Hirntodkonzept ist, trotz gegenteiliger Beteuerungen, einem mechanistischem Menschenbild verhaftet und deshalb nicht nur theologisch fragwürdig. In den USA gibt es über 100 Millionen Organspender und dennoch kann die Nachfrage nicht befriedigt werden. Reiche gehen ins Ausland, um sich neue Organe zu “beschaffen”. Soll es einen Markt geben, auf dem Menschen sich/ihre Organe feil bieten? Spielt der eigene Lebensstil noch eine Rolle, wenn bei Bedarf eine neue Lunge oder Leber verfügbar ist? Oder grundsätzlicher gefragt: Haben Menschen Anspruch auf die Organe eines Mitmenschen, um ihr eigenes Weiterleben zu sichern? Sind wir füreinander ein Ersatzteillager? Ich weigere mich diese dystopische Vorstellung zu denken. Ich widerspreche schließlich vehement jenen Stimmen aus dem Bereich der Kirchen, die Organspende zu einer Pflicht der Nächstenliebe hochstilisieren. Das Gottes- und Menschenbild, das hinter einem solchem “Menschenopfer” steht, ist brutal, unbarmherzig – dem Evangelium fremd.

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