Jugendreligiosität: Und sie glauben doch

So titelt die FAZ in der Rubrik „Jugend und Religion“ ihre Zusammenfassung der Studie der Bertelsmann Stiftung zur Religiosität von Jugendlichen, die sie aus Anlass des katholischen Weltjugendtags (15. bis bis 20. Juli 2012) erstellt hat. Sie teilt damit die grundsätzliche Tendenz der Verfasser der Studie, die ihren Pressebericht mit dem Titel: „Die Jugend der…

So titelt die FAZ in der Rubrik „Jugend und Religion“ ihre Zusammenfassung der Studie der Bertelsmann Stiftung zur Religiosität von Jugendlichen, die sie aus Anlass des katholischen Weltjugendtags (15. bis bis 20. Juli 2012) erstellt hat.
Sie teilt damit die grundsätzliche Tendenz der Verfasser der Studie, die ihren Pressebericht mit dem Titel: „Die Jugend der Welt ist religiöser als ihr Ruf“ überschreiben. Ist damit die immer einmal wieder auftauchende Behauptung von der Rückkehr der Religion bestätigt? Wird damit den hohen Zahlen von jugendlichen Besuchern bei Kirchentagen und Papstbesuchen das Außergewöhnlichen und Besondere genommen? Sind sie doch Zeichen einer allgemeinen Renaissance des Glaubens?
Man kann, so denke ich, nicht genügend deutlich vor einem solchen „Kurzschluss“ warnen. So wichtig das Ergebnis der Studie ist, dass die Gleichung alt = fromm – jung = areligiös nicht zutrifft, so wenig beweist sie auch das Gegenteil. Man wird sich der Mühe unterziehen müssen, die Studie genauer anzusehen, denn dort finden sich bereits selber die Warntafeln vor solch einfacher Deutung.
So wird ausdrücklich auf die großen regionalen und religionsspezifischen Unterschiede hingewiesen. „Während junge Erwachsene in islamischen Staaten und Entwicklungs¬ländern besonders stark religiös sind, zeigen sich vor allem junge Christen in Europa vergleichs¬weise religionsfern.“
Es wäre sicherlich auch sinnvoll, im Bewusstsein zu behalten, was die Studie unter „religiös“ versteht und wie sie die beiden entscheidenden Begriffe „hoch religiös“ und „religiös“ definiert. Unter „religiös“ ist kaum eine bestimmte Religion gemeint, sondern ein sehr offenes, individuelles Verhältnis zu Fragen von Leben und Tod und Jenseits. Wenn ein Mensch sich als religiös bezeichnet, so ist damit also lange nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion gemeint. Für Europa wird sogar ausdrücklich von der vorherrschenden Form einer Patchwork-Religiosität gesprochen, die unterschiedlichste Glaubensstücke unmittelbar und unausgeglichen nebeneinander glauben kann.
Auch die Stufen der „Religiosität“ sind zu beachten. So gilt als „religiös“ bereits ein Mensch, in dessen Leben religiöse Fragen eine untergeordnete Rolle spielen. Lediglich der „hoch religiöse“ Mensch lebt seine Glaubensüberzeugungen mit „hoher Intensität“.

Den Artikel der FAZ finden Sie hier …
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h.-h.haar
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