Studie: EXIF – Exzessive Computer- und Internetnutzung in Familien

Kein Kind wird mit den Fähigkeiten geboren, Medien kompetent zu nutzen und den Umfang der Mediennutzung selbstverantwortlich zu regulieren. Aus der Sozialisationsforschung ist gut belegt, dass die Familie der stärkste Einflussfaktor für die Entwicklung des Kindes ist. Die neuere Jugendforschung unterstreicht die zentrale Bedeutung der Familie auch im Jugendalter. Es wird deutlich, dass eine Trennung…

Kein Kind wird mit den Fähigkeiten geboren, Medien kompetent zu nutzen und den Umfang der Mediennutzung selbstverantwortlich zu regulieren. Aus der Sozialisationsforschung ist gut belegt, dass die Familie der stärkste Einflussfaktor für die Entwicklung des Kindes ist. Die neuere Jugendforschung unterstreicht die zentrale Bedeutung der Familie auch im Jugendalter.

Es wird deutlich, dass eine Trennung von realen und virtuellen Kontakten nicht aufrechtzuerhalten ist. Damit sehen die Autoren nicht nur die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder vor einem Verlieren in virtuellen Welten zu schützen, sondern auch die Notwendigkeit für die Eltern selbst, nicht „zu sehr in der Realität zu verweilen und die Werte der anderen beiden Wirklichkeitsebenen herunterzuspielen“

Resümee und Ausblick

Die Ergebnisse aus den drei Forschungsmodulen zu den Zusammenhängen zwischen der exzessiven Computer- und Internetnutzung Jugendlicher und dem (medien-)erzieherischen Handeln in den Familien zeigen, dass das Ausmaß der Problematik in den Familien von einer leichten Belastung bis hin zu gravierenden Schwierigkeiten reicht. Es lassen sich die folgenden zentralen Problembereiche unterscheiden:

  1. Generell ist von Familien, deren Kinder eine unproblematische Computer- und Internetnutzung zeigen, bis hin zu Familien, in denen gravierende Probleme bestehen, ein dringlicher Bedarf an medienerzieherischer Aufklärung und Unterstützung zu erkennen. Durch angemessene medienerzieherische Maßnahmen und insbesondere deren konsequente Umsetzung könnte man Problemen mit der exzessiven Computer- und Internetnutzung präventiv begegnen und so in vielen Fällen das Entstehen oder eine Zuspitzung bestehender Problematiken vermeiden.
  2. Deutlich wird, dass in Familien mit exzessiver Computer- und Internetnutzung eine hohe Belastung aufgrund der Streithäufigkeit besteht und die Jugendlichen eine geringe Lebenszufriedenheit aufweisen. Insbesondere die spezifische Anforderung des Jugendalters, die  Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung, führt zu gravierenden Problemen in den Familien. Zu bedenken ist dabei, dass unbewältigte Entwicklungsaufgaben sowie familiale Konflikte eine langfristige Beeinträchtigung der familialen Beziehungen bedeuten können, die  sich dann in Streitigkeit über das Ausmaß der Computer- und Internetnutzung manifestieren können. Für diese Familien müssen qualifizierte Fachkräfte Angebote bereitstellen, um einer Verschlechterung der Situation (frühzeitig) entgegenwirken zu können. Den Jugendlichen allein auf dem Weg zu einer angemesseneren Mediennutzung zu unterstützen, würde zu kurz greifen. Vielmehr ist es nötig, die gesamte Familie und deren Lebensumstände als Problemkontext aufzugreifen und unter Einbeziehung der Eltern und Jugendlichen gemeinsam Veränderungen umzusetzen.
  3. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Eltern die Mediennutzung anders wahrnehmen und einschätzen als das Kind selbst. Die Eltern wissen oft nicht genau, was ihr Kind am Computer und im Internet macht, kennen sich häufig mit den digital-interaktiven Medien nicht so gut aus, weshalb sie die Medienaktivität des Jugendlichen nicht nachvollziehen und verstehen können. Die Eltern fühlen sich dadurch überfordert und besitzen kein angemessenes Bewusstsein für eine Vorbildrolle. Es gilt, die Medienkompetenz der Eltern zu stärken,  damit diese angemessene medienerzieherische Maßnahmen ergreifen können.
  4. In der Befragung von 1.744 Familien konnte außerdem gezeigt werden, dass über alle sozialen Schichten hinweg auch Familien aufzufinden sind, in denen sowohl aus der Perspektive der Suchtforschung als auch aus der Perspektive der Eltern und der Jugendlichen selbst Probleme mit einer exzessiven Computer- und Internetnutzung vorliegen. Diese Familien sind vermehrt in sozial schwächeren Schichten aufzufinden. Hilfsangebote für diese Zielgruppe sind möglichst niedrigschwellig und orientiert an den individuellen Bedürfnissender Familien zu konzipieren.
  5. Ein spezieller Handlungsbedarf besteht bei den Förderschülern, da innerhalb der Förderschüler der Gesamtstichprobe der Anteil der CIUS-Positiven besonders hoch ist (38,9 %) und innerhalb der w_e_k-Gruppe mehr als jeder zehnte Jugendliche (13,5 %) Förderschüler ist.  Aufgrund der Besonderheiten dieser Gruppe scheint hier weitere Forschung nötig, um darauf aufbauend in Kooperation mit den sonderpädagogischen Fachkräften Maßnahmen entwickeln zu können.

Weitere Informationen:

medienwissen-mv.de – das Informationsportal aus Mecklenburg-Vorpommern
http://www.dialog-internet.de/ – Onlineangebot des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
http://www.surfen-ohne-risiko.net/–  Inhalte und Angebote basieren auf der Broschüre “Ein Netz für Kinder – Surfen ohne Risiko?”. Diesen Ratgeber erstellt jugendschutz.net seit 1999 im Auftrag des BMFSFJ.

EXIF-Studie Kurzfassung (PDF, 0.2 MB)

Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Jörg (rpi-News-Autor) Lohrer
Artikel: 870

Ein Kommentar

  1. Unmöglich, dass hier wieder von Förderschülern die Rede ist – dabei will doch die Inklusion-Propaganda diese Spezifizierung doch genau abschaffen! Entweder sehe ich Förderschüler als Haupt-, Real- oder Gymnasialschüler oder nicht. Dann hat sich aber auch Inklusion erübrigt. Oder?

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