Berlin: Volksentscheid für Wahlpflichtfach Religion/Ethik gescheitert

In Berlin wird es weiterhin kein reguläres Schulfach Religion geben. Der Volksentscheid, zu dem die Berliner am Sonntag, dem 26.04.09, aufgerufen waren, endete mit einer Niederlage für die Initiative Pro Reli. Bei einer relativ geringen Beteiligung von nur 29% der Wahlberechtigten sprach sich eine knappe Mehrheit der Urnengänger gegen die Gleichstellung des Religionsunterrichtes mit dem…

Wahlurne

In Berlin wird es weiterhin kein reguläres Schulfach Religion
geben. Der Volksentscheid, zu dem die Berliner am Sonntag, dem 26.04.09, aufgerufen waren, endete mit einer Niederlage für die Initiative Pro Reli. Bei einer relativ geringen Beteiligung von nur 29% der Wahlberechtigten
sprach sich eine knappe Mehrheit der Urnengänger gegen die
Gleichstellung des Religionsunterrichtes mit dem Fach Ethik aus.

  • Pro Reli gescheitert
  • Endspurt für Pro Reli
  • Auseinandersetzungen und Argumente
  • RU in Berlin: Was ist anders?

26.04.2009

Pro Reli gescheitert

Berliner Schüler werden weiterhin den vor drei Jahren eingeführten,
gemeinsamen Ethik-Unterricht ab der siebten Klasse besuchen, Religion
bleibt freiwilliges Zusatzangebot. Die Initiative Pro Reli wollte erreichen, dass Ethik und Religion an den
Schulen gleichwertige Fächer werden und die Schüler frei
dazwischen wählen können.

An den Grundschulen gibt es das Pflichtfach Ethik bisher nicht. Hier
können die Kinder zwischen Lebenskunde oder Religion wählen. Das
Angebot ist freiwillig. Wer nicht daran teilnehmen will, hat eine
Freistunde.

  • Tagesspiegel: "Pro Reli scheitert"
    "Für Pro Reli hat es nicht gereicht. Nach Auszählung von 99,7 Prozent
    der abgegebenen Stimmen votierten laut Landeswahlleiter Andreas Schmidt
    von Puskás uneinholbare 51,3 Prozent der Teilnehmer am Volksentscheid
    mit "Nein" und damit gegen ein Wahlpflichtfach Religion. 48,4 Prozent
    stimmten mit "Ja" … Damit
    bleibt es beim bisherigen Berliner Modell, wonach der vor drei Jahren
    eingeführte Ethikunterricht Pflichtfach und Religionsunterricht ein
    freiwilliges Angebot ist." – mehr
  • Stern: "Klares Votum beim Volksentscheid"
    "Angela Merkel, Günther Jauch, Arne Friedrich:
    Reichlich prominente Unterstützung hatte die Initiative ‘Pro Reli’, die
    an Berlins Schulen Religion als Wahlpflichtfach einführen wollte.
    Genutzt hat es nichts: Die Berliner ließen sich von den Prominenten
    nicht beeindrucken."
    mehr
  • Spiegel: "Klare Niederlage für ‘Pro Reli’-Initiative"
    "Berlin hat entschieden: Es bleibt beim verpflichtenden gemeinsamen
    Ethik-Unterricht für alle Schüler von der siebten bis zur
    zehnten Klasse. Religion bleibt ein freiwilliges Zusatzangebot." – mehr

 25.04.2009

Endspurt für Pro Reli

Am Sonntag, den 26. April, konnten 2,45 Millionen Berliner per
Volksentscheid abstimmen,
ob Ethik und Religion an den
Schulen gleichwertige Fächer werden sollen und die Schüler frei
dazwischen wählen können. Inzwischen hat sich auch Angela Merkel
eingeschaltet und wirbt für Pro Reli.

  • Süddeutsche Zeitung: "Merkel wirbt für ‘Pro Reli’"
    "Bisher ist der gemeinsame Ethikunterricht für Schüler aller
    Religionsgruppen ab der 7. Klasse Pflicht. Religion ist ein
    freiwilliges Zusatzfach. Die Initiative "Pro Reli" fordert, dass
    Schüler ab der 1. Klasse zwischen Religion und Ethik wählen.
    Wollen sie Religion, entfällt Ethik." – mehr
  • ZEIT: Kirche im Klassenzimmer. Antworten auf die sieben wichtigsten Fragen zum Religionsunterricht
    Vor vier Jahren "führte der rot-rote Senat obligate Ethikstunden für alle
    Siebt- bis Zehntklässler ein. Die Regelung stieß auf den
    erbitterten Protest der Kirchen. Sie sahen das Fach Religion, das in
    Berlin nur als freiwilliges Wahlfach angeboten wird, noch mehr an den
    Rand des schulischen Kanons gedrängt. Die Initiative Pro Reli hat
    daraufhin einen Volksentscheid angestrengt."

    Aus den Fragen: Warum ist Religion kein Fach wie jedes andere? Was lernen Schüler dort? Ist Berlin die einzige Ausnahme?
    Mit Übersichtskarte zum RU in Deutschland – mehr

Auseinandersetzungen und Argumente

  • Spiegel: "Wahlkampf im Namen des Glaubens"
    "Beide Seiten führen einen Kulturkampf mit Plakaten, Werbespots
    und prominenten Gesichtsverleihern – viel Pathos und putzige Songs
    inklusive." – mehr
  • Publik Forum: "Streitfall Religion" – Pro und Contra
    "Konfessioneller Unterricht, Ethik oder "Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde"? Was jeweils dafür und dagegen spricht."
    Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Publik Forum im Blog von Manfred Spieß: mehr
  • Konrad-Adenauer-Stiftung: "Nun sag, wie hast Du’s mit der Religion?"
    Prof. Dr. Bernhard Vogel, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung: "Es
    geht beim Streit um den Religionsunterricht um nichts weniger als um
    die Religionsfreiheit in Deutschland."
    Die Publikation  präsentiert prominente
    Argumente für die Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religion. 20 namhafte
    (Berliner) Persönlichkeiten, unter ihnen Eberhard Diepgen, Frank
    Henkel, Volker Kauder, Johannes B. Kerner, und Uwe Tellkamp, dazu
    katholische und evangelische Theologen, eine Rabbinerin, Journalisten
    und Literaten, schildern ihre individuellen Überzeugungen. – mehr
  • Blätter für deutsche und internationale Politik:
    "Ethik oder Religion: Dialog oder Bekenntnis?"

    "Angesichts der integrativen Herausforderungen, vor denen die
    bundesrepublikanische Gesellschaft steht, wäre also nicht nur zu
    hoffen, dass die Mehrzahl der Berlinerinnen und Berliner am 26. April
    für ein gemeinsames statt getrenntes Reden über moralische Normen
    plädiert, sondern auch zu fragen, ob das Berliner Modell nicht sogar
    bundesweit Schule machen könnte." – mehr
  • tagesspiegel: Wie religiös ist Berlin?
    Die religöse Landkarte Berlins im "tagesspiegel" erinnert an die Zeit vor 1989. Wie wird sich das auf die Abstimmung auswirken? –  mehr

Religionsunterricht in Berlin: Was ist anders?
Die Ausgangssituation

  • Wikipedia: Religionsunterricht in Deutschland
    "Für Berlin gilt nach Ansicht des Bundesverwaltungsgerichts
    (BVerwGE 110, 326) die Bremer Klausel; sie besagt, dass Art. 7 Abs. 3
    GG keine Anwendung in einem Land findet, in dem am 1. Januar 1949 eine
    andere Regelung galt." – mehr
  • Berlin.de: "Fragen und Antworten zum Volksentscheid"
    "In Berlin gibt es freiwilligen Religionsunterricht in der Regie der
    Religionsgemeinschaften. Diese Regelung stammt bereits aus dem Jahr
    1948, und sie ist älter als das Grundgesetz, das im Mai 1949 in
    Kraft trat. …. Deshalb ist auch die Berliner Regelung eines freiwilligen Religionsunterrichts grundgesetzkonform."


Frühere Berichte im rpi-Blog

  • 09.02.2009
    Terminstreit über Volksentscheid zum Religionsunterricht – mehr
  • 27.01.2009
    Religionsunterricht: InitiativePro Reli in Berlin erfolgreich – mehr
  • 25.08.2008
    Berlin: Volksbegehren für Wahlpflichtfach Ethik / Religion – mehr
Julia Born
Julia Born
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